Das Investorenverhalten verändert sich — Nachhaltigkeitsfonds weiter im Kommen
In den letzten Jahren hat sich in Hessen eine zunehmende Dynamik im Start-up-Ökosystem gezeigt. Neben den bereits etablierten Start-up- und Scale-up-Hotspots der Republik, zu denen inzwischen nicht mehr nur Berlin und Bayern zählen, weist auch das Bundesland Hessen ein aktives Gründer-Ökosystem auf: 6,5 Prozent aller deutschen Start-ups haben ihren Hauptsitz in Hessen. Speziell das Rhein-Main-Gebiet nimmt mit seiner starken Bildungslandschaft und insbesondere seinen knapp 25.000 Informatikstudenten, dank derer die Gründerszene auf einen hochqualifizierten Fachkräftepool zugreifen kann, eine zentrale Rolle in der Entwicklung des hessischen Start-up-Ökosystem ein.
Neben der wachsenden Zahl von Privatinvestoren steht auch das Land Hessen selbst seit vielen Jahren mit den durch die BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen verwalteten Innovationsfonds als Finanzierungspartner zur Verfügung. So hat Hessen in den letzten Jahren immer mehr Spitzentechnologien nach vorne gebracht und bietet sowohl im Seed- und Frühphasenbereich als auch im Growth-Segment zahlreiche attraktive Perspektiven für interessierte Venture-Capital-Investoren. Die BMH kann die Unternehmensentwicklung mit ihrem Netzwerk und Eigenkapital, in Form verschiedener von ihr betreuten Fonds, von der sehr frühen Seed-Phase, über die Start-up- bis hin zur Wachstumsphase vorantreiben.
Aktuell ist die Investitionsbereitschaft in neue Engagements etwas gedämpft. Investoren halten die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zurück, um damit gegebenenfalls ihr bereits bestehendes Portfolio zu stützen und Ausfälle zu vermeiden. Auch auf der Seite der LPs, den großen institutionellen Geldgebern für die Beteiligungsfonds, besteht derzeit eine gewisse Zurückhaltung. Diese ist unter anderem auf die festgelegte Allokation ihrer zur Verfügung stehenden Mittel auf die unterschiedlichen Asset-Klassen zurückzuführen. Die Bewertungen der anderen Asset-Klassen, wie Aktien, Immobilien und Krypto, hat in den letzten Monaten teilweise stark gelitten hat. Damit der Bereich Private Equity/Venture Capital nun nicht übergewichtet wird, werden weniger Mittel für diese Kapitalanlage bereitgestellt.
Außerdem hat sich der Investitionsfokus bei vielen Playern in der Beteiligungsbranche verändert, speziell bei den Venture Capital-Fonds. Den Grund dafür bilden die zahlreichen, infolge des Ukrainekriegs aufgetretenen Herausforderungen. Die stark gestiegenen Energiepreise geben neue Anreize für Innovationen im Bereich der Energieerzeugung und Energieeffizienz. Start-ups in den Bereichen Greentech/ Climatech sind für Investitionen wieder deutlich interessanter als dies noch vor ein paar Monaten der Fall war. Die Mehrzahl der Investoren davon aus, dass diese Bereiche in Zukunft eine dominierende Rolle spielen werden. Unter anderem wurde auch die Relevanz von Cybersecurity durch die Eskalation des Ukrainekriegs nochmals unterstrichen, da Russland auch gegen Westeuropa folgenreiche Cyberangriffe durchführte.
Mit dem angesprochenen Fonds werden wir in vielversprechende, wachstumsstarke und innovative Start-ups beziehungsweise Technologieunternehmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell investieren. Für uns ist dabei besonders wichtig, dass bei Investitionen und Geldanlagen neben der Rendite verstärkt soziale Aspekte und Nachhaltigkeitsanforderungen im Vordergrund stehen. Die Verpflichtung, einen Bericht zur Corporate Social Responsibility zu veröffentlichen, plant die EU zukünftig auf mehr Unternehmen auszuweiten. Die Marktteilnehmer müssen somit zukünftig neue Regulatorik berücksichtigten (z.B. EU-Taxonomie, Offenlegungsvereinbarung).
Unabhängig von relevanten Regularien ist die Berücksichtigung von ESG-Kriterien und die Vermeidung von ESG-Risiken ein zentraler Bestandteil des Beteiligungsprozesses und des Portfoliomanagements des neuen Fonds. Unser Hauptaugenmerk liegt dabei auf den 17 von den Vereinten Nationen veröffentlichten Zielen für nachhaltige Entwicklung, den Social Development Goals. Die 17 Ziele decken mit 169 Unterzielen eine Vielzahl von ökologischen und sozialen Kriterien einer guten Unternehmensführung ab.
Über Dr. Steffen Huth
Dr. Steffen Huth ist seit 2021 Geschäftsführer der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH. Vor seiner Tätigkeit für BMH Hessen war er für die Beteiligungsgesellschaft abacus alpha GmbH als Investment Manager tätig. Herr Dr. Huth ist Diplom-Kaufmann, absolvierte ein Zusatzstudium an der Dongbei University of Finance & Economics, VR China, und legte seine Promotion am Institut für Mittelstandsforschung (ifm) an der Universität Mannheim ab.
Als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba) ist die BMH aktiv in die Wirtschaftsförderung des Landes Hessen eingebunden. Die mittelständische Beteiligungs- und Venture-Capital-Gesellschaft bündelt die öffentlichen Beteiligungsinteressen und Finanzierungsinstrumente für Frühphasen‑, Wachstums- und Mittelstandsunternehmen in Hessen. BMH unterstützt kleine mittelständische Unternehmen (KMUs) und Start-ups bei der Finanzierung von Innovations‑, Forschungs- und Wachstumsvorhaben, beim Unternehmenskauf- und ‑verkauf sowie bei der Umsetzung von Nachfolgeregelungen.