Der steinige Weg von der Hardware-Leuchte zur Welt des IoT
IDM – Institut für Digitales Management GmbH
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29. Januar 2020
1. Warum muss sich zum Beispiel die Lichtbranche neu erfinden?
Die Zeiten des „Glühbirnen-Kartells“ sind vorbei. Und nicht nur die Konkurrenz aus Ostasien und die zunehmende Marktdiversifizierung durch Startups erhöhen den Transformationsdruck für die einstigen Platzhirsche. Branchenfremde Technologie-Innovationen durchdringen mit hoher Geschwindigkeit den Markt und gelten für die klassischen Anbieter eher als Fluch denn als Segen.
Die verstärkte Umrüstung auf LED (light-emitting- diode) und die damit einhergehenden Service-Geschäftsmodelle wie zum Beispiel „Light-as-a-Service“ (LaaS – Lichtleasing), sowie die zunehmende Nachfrage nach „digitaler“, smarter“ und „verknüpfter“ (connected) Leucht-Infrastruktur gelten als Zukunftstreiber mit hohem Potential. Die Stoßrichtung heißt Service-Transformation und Entwicklung digitaler sowie datengetriebener Geschäftsmodelle.
2. Glühbirnenhersteller wandeln sich also von reinen Produkt-Hersteller zum Service Provider?
So ist es. Inzwischen drängen speziell Startups als reine LaaS-Anbieter auf den Markt – teils mit hybriden Modellen. Die radikalste Form dieses Geschäftsmodells zeichnet sich dadurch aus, dass Startups ohne Leuchten-DNA ein kompetenzbasiertes Eco-System aufbauen, dessen Wertschöpfungskette durch spezialisierte Partnerschaften abgedeckt wird. — Hier zeigen sich auch Parallelen zu Modellen der „Servitization“ aus anderen Branchen: Sei es der Verkauf von „Mobility“ anstelle eines Fahrzeugs, das Leasing von „Leistung, Flugzeuge in der Luft zu bewegen“ anstelle eines Triebwerks von Rolls-Royce („Power by the Hour“) oder auch der Verkauf von „Löchern“ anstelle eines Bohrers bei Hilti.
3. Sie beschreiben disruptive Geschäftsmodelle und Corporate Labs als Defibrillator einer leidenden Branche? Wie ist das gemeint?
Für die Leuchtenindustrie etwa bedeutet dies die Aufrüstung einzelner Leuchten mit spezieller Sensorik (z.B. Bluetooth Beacons) und dadurch zu ermöglichen, relevante Daten zu generieren, auszuwerten und dem Kunden kostenpflichtig zur Verfügung zu stellen.
Dabei geht es nicht nur um die Frage, welche Mitarbeiter in solche Prozesse mit eingebunden werden müssen, sondern auch darum, wie solche Geschäftsmodelle aus prozesstechnischer Perspektive in der Organisation entwickelt und implementiert werden sollen. Eine zielführende Möglichkeit bietet in diesem Zusammenhang die Etablierung von hauseigenen „Corporate Labs“. Diese dienen zur Förderung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zum Beispiel in Form von Startups mit eigenem Inkubator-Charakter. Ziel ist es, als Katalysator die digitale Transformation des Unternehmens voranzutreiben und Geschäftsmodell-Innovationen durch die Akquisition, den Aufbau und die Integration von digitalen Startups zu realisieren. Außerdem interne sowie externe Mitarbeiter zusammenzubringen, ein neues gemeinsames Mindset zu etablieren und die Fesseln des Corporate-Denkens bewusst ablegen zu dürfen.
Über Vinzenz Krause
Vinzenz Krause, M.Sc., Master of Business Administration in Bamberg, Masterprogramm (European Human Ressource Management) an der LUISS Business School (Italien), EMLYON Business School (Frankreich) und Radboud Universität (Niederlande). Er lehrt aktuell an der WFI – Ingolstadt School of Management und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Organisationsentwicklung und digitale Geschäftsmodelle. Beim IDM verantwortet er die Geschäftsfelder Digitalisierung, Organisationsentwicklung und Data Analytics. Vinzenz Krause hat u.a. zwei erfolgreiche Startups in München mitbegründet.
Den ausführlichen Artikel von Vinzenz Krause zu diesem Thema können Sie in der Buchausgabe FYB 2020 nachlesen oder in unserem FYB-Shop als PDF bestellen.