Einfluß erneuerbarer Ernergien auf den Strommarkt in Deutschland
Die Strommärkte in Deutschland haben sich in eine Richtung entwickelt, die für viele ganz unerwartet kam: Erneuerbare Energien senken die Strompreise! — Im Jahresdurchschnitt dieses Jahres sind die 12-Monats-Grosshandelspreise der EEX sowohl für Grund- wie auch Spitzenstrom (Peak Load) gesunken. Vor allem Peak Load ist durch den starken Ausbau der Photovoltaik unter Druck gekommen. Dies führte in Kombination mit steigenden Gaspreisen sogar dazu, dass die Bruttomargen von Gaskraftwerken für den 12-Monatskontrakt für die Grundlast schon seit fast 12 Monaten negativ sind. Sogar für Spitzenstrom konnten Gaskraftwerke in diesem Jahr monateland keine positive die Bruttomarge erwirtschaften. Der Grund: die Grenzkosten der Produktion von erneuerbaren Energien liegen nahezu bei Null, da Wind und Sonne gratis sind. Das Gaskraftwerk muß dagegen für jeden Kubikmeter Gas bezahlen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch das außergewöhnlich gute Wetter im Jahr 2011. Ein klarer Himmel hat zu extrem günstigen Voraussetzungen für Photovoltaik-Anlagen geführt und somit zu ungewöhnlich hohen PV-Energieerträgen.
Der Reiz erneuerbarer Energien sind die geringen operativen Kosten. Einmal installiert produzieren diese fast gratis (mit Ausnahme geringer Erhaltungskosten). Nun hat der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland fast 25% erreicht. PV und Wind werden langsam zur preisbestimmenden Stromform. — Dieser positive Impuls durch erneuerbare Energien auf die Großhandelsstrompreise wurde so von den Marktteilnehmern nicht erwartet. Vielmehr, dass die Marktpreise nach der Abschaltung der deutschen Reaktoren stark steigen würden. — Das Gegenteil ist aber eingetroffen: das Netz ist nicht zusammengebrochen und die Strompreise auf Großhandelsebene sind aufgrund des Einflusses erneuerbarer Energien im Sinken begriffen.
In den letzten Jahren sind die Stromkosten für den Endverbraucher durch die EEG-Kosten stark gestiegen. Dieser Anstieg dürfte nun abflachen und sich etwa auf der Höhe der Inflationsrate einpendeln – für das Jahr 2012 wurde die Erhöhung der EEG Kosten mit ca. 3.5% festgelegt.
Kurzfristig führen die niedrigen Strompreise auf der EEX dazu dass, keine neuen Gaskraftwerke gebaut werden. Langfristig führen die geringen operativen Kosten von Wind- und Solarstrom dazu, dass stärker zwischen Verbrauchs- und Kapazitätskosten unterschieden wird. Der Preismechanismus wird sich stärker an der Kapazität orientieren. — Möglicherweise wird in einigen Jahren eine ähnliche Situation eintreten wie in der Mobiltelekommunikation: ich bezahle monatlich für die Zurverfügungstellung der Bandbreite – also der Kapazität – und erhalte eine gewisse Verbrauchsmenge gratis, zum Beispiel 2’000 freien Gesprächsminuten pro Monat werden einer gewissen Anzahl von kWh-Verbrauch entsprechen, die gratis genutzt werden können.
Ich rechne damit, dass diese Entwicklung die Wettbewerbssituation Deutschlands stärken wird. Auch in der Energiepolitik ist Deutschland führend: die kurzfristig höheren Energiepreise haben zu Effizienzmaßnahmen geführt. Längerfristig werden sich die Energiepreise stabilisieren, weil die operativen Kosten der Stromproduktion weniger stark steigen werden als wenn eine Volkswirtschaft auf Gas, Kohle, Öl oder Nuklear setzt