ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Matthias Litschke

Erfolgreiche Cross-Border-Transaktionen mit China

Dazu 3 Fragen an Matthias Litschke

PERLITZ Stra­tegy Group
Foto: Matthias Litschke
28. März 2017

Die Zahl chine­si­scher Firmen­über­nah­men in Deutsch­land hat einen neuen Höchst­stand erreicht. Inves­to­ren aus China und Hong­kong kauf­ten 2016 zwischen Januar und Ende Okto­ber insge­samt 58 deut­sche Firmen — 19 mehr als im Gesamt­jahr 2015 (Quelle: Ernst & Young). Chine­si­sche Inves­to­ren haben in 2016 für Firmen­käufe in Deutsch­land beacht­li­che 11,6 Milli­ar­den Euro ausge­ge­ben, gut 20 Mal so viel wie 2015. Der größte Deal war die Über­nahme des Augs­bur­ger Indus­trie­ro­bo­ter­her­stel­lers Kuka für 4,6 Milli­ar­den Euro. Viele chine­si­sche Inves­to­ren sehen sich weiter um in Deutschland.


Dazu 3 Fragen an Asso­ciate Part­ner Manage­ment Consul­ting bei PERLITZ Stra­tegy Group in Mannheim

1. In der Presse ist zu lesen, dass chine­si­sche Inves­to­ren Deutsch­land leer­kau­fen, ist das rich­tig? Geht es dabei vorwie­gend um den Technologie-Erwerb?

Unbe­streit­bar sind sowohl Anzahl als auch Volu­men chine­si­scher M&A Trans­ak­tio­nen in Deutsch­land und Europa in den letz­ten Jahren stark ange­stie­gen. Sicher­lich ist auch häufig der Tech­no­lo­gie­er­werb eine trei­bende Kraft.

Es gibt aber auch andere Moti­va­tio­nen: in unse­rem Kern­be­ra­tungs­feld der Auto­mo­bil­in­dus­trie zum Beispiel wird ein chine­si­scher Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer ohne Ferti­gungs­stand­orte und Entwick­lungs­ka­pa­zi­tät in Europa und Nord­ame­rika letzt­lich ein regio­na­ler Player blei­ben. Ein chine­si­sches Unter­neh­men, welches globale OEMs global belie­fern möchte, muss selbst einen globa­len Foot­print haben – Euro­päer, Ameri­ka­ner und Japa­ner haben Ihnen dies vorge­macht. Die Vervoll­stän­di­gung dieses Foot­prints kann also eben­falls eine Moti­va­tion hinter M&A‑Transaktionen sein. Chine­si­sche Unter­neh­men wollen globale Unter­neh­men werden, wie es unsere längst sind.

Ferner gebe ich zu beden­ken, dass auch die Moti­va­tion des Tech­no­lo­gie­er­werbs nicht nega­tiv für die Beleg­schaft des gekauf­ten Unter­neh­mens sein muss: Ein chine­si­scher Inves­tor erwirbt ein Unter­neh­men nicht, um Wissen abzu­zie­hen und das Unter­neh­men zu schlie­ßen – er würde hier ja zerstö­ren, was er erwor­ben hat. Tech­no­lo­gi­sche Kompe­tenz besteht vor allem in Wissen, Erfah­rung und Bezie­hun­gen der Mitar­bei­ter. Meiner Erfah­rung nach ist chine­si­schen Inves­to­ren bewusst, dass sie Euro­päi­sche Märkte erfolg­reich nur mit Euro­päi­schen Mitar­bei­tern bear­bei­ten können.

2. Worin besteht das Inter­esse chine­si­scher Unter­neh­men bei den Sekto­ren Auto­mo­tive und Maschinenbau?

Die Auto­mo­bil­in­dus­trie ist welt­weit schlicht­weg eine der großen Indus­trien und somit mit ihrem Beschäf­ti­gungs- und Export­po­ten­tial im Fokus chine­si­scher Industriepolitik.

Das chine­si­sche Inter­esse am Maschi­nen­bau und hier vor allem an Auto­ma­ti­sie­rungs­tech­nik und Indus­trie 4.0 ist, denke ich, folge­rich­tig, denn das chine­si­sche Geschäfts­mo­dell steht unter Druck: China ist durch ein riesi­ges Heer an Arbeits­kräf­ten, nied­rige Löhne und geringe Umwelt­schutz­auf­la­gen zur Werk­bank der Welt gewor­den. Dies ist nicht nach­hal­tig. In Chinas rasant altern­der Gesell­schaft schrumpft die Erwerbs­be­völ­ke­rung bereits jetzt. Die Löhne stei­gen – abso­lute Nied­rig­lohn­bran­chen wandern längst in ärmere Länder weiter. Auch seinen Umwelt­schä­den muss sich China stel­len — der aktu­elle Zustand ist nicht fortführbar.

All dies macht die Produk­tion in China unat­trak­ti­ver – in Europa und den USA sind bereits erste Resho­ring-Trends erkenn­bar. Somit ist es aus chine­si­scher Sicht plau­si­bel, seinen Auto­ma­ti­sie­rungs­grad zu erhö­hen, um wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben und gleich­zei­tig höher­wer­tige Produkte anbie­ten zu können. Allein die zukünf­tige Deckung des wach­sen­den Binnen­kon­sums erfor­dert mehr Auto­ma­ti­sie­rung. Für diesen Bedarf suchen Chine­si­sche Unter­neh­men Produkte und Technologien.

3. Sie haben schon mehrere Trans­ak­tio­nen mit chine­si­schen Inves­to­ren reali­siert. Unlängst haben Sie den chine­si­schen Zhong­ding-Konzern beim Erwerb der Tris­tone Flow­tech Group für 170 Mio. Euro bera­ten. Wie haben Sie die Bezie­hung zu chine­si­schen Unternehmen 

Wie man es in China macht: Durch den lang­fris­ti­gen Aufbau persön­li­cher Bezie­hun­gen. Als Unter­neh­mens­be­ra­ter haben wir das Unter­neh­men schon seit über 10 Jahren opera­tiv bera­ten. Auf der Basis dieses solide aufge­bau­ten Vertrau­ens wurden wir auch als M&A‑Berater von Zhong­ding manda­tiert, als entschie­den wurde, durch Zukäufe ein globa­les Unter­neh­men zu werden. In der Folge davon haben wir inzwi­schen für solche Trans­ak­tio­nen einen eige­nen China-Desk etabliert.

Der Erfolg dieses Prozes­ses und die resul­tie­ren­den Weiter­emp­feh­lun­gen öffne­ten uns weitere Türen, sodass wir heute direk­ten Zugang zu chine­si­schen Unter­neh­men verschie­dens­ter Bran­chen haben.

 

Über Perlitz Stra­tegy Group

Die Perlitz Stra­tegy Group (PSG) ist eine mittel­stän­di­sche Manage­ment­be­ra­tung mit Sitz in Mann­heim. Das Unter­neh­men berät seit über 20 Jahren Unter­neh­men der Auto­mo­bil­in­dus­trie, des Maschi­nen­baus und weite­rer Bran­chen. Bera­tungs­schwer­punkte sind Stra­te­gie, Sanierung/ Restruk­tu­rie­rung, Vertrieb und Inno­va­ti­ons­ma­nage­ment. Im Rahmen des Bera­tungs­fel­des „Stra­te­gie“ berät PSG seine Kunden u.a. auch bei M&A‑Transaktionen (Commer­cial Due Dili­gence, Deal­struk­tur, Verhand­lung, Post Merger Integration).

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