Im Trend: Private Debt-Finanzierungen in Deutschland
DC Placement Advisors
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15. Juli 2015
1. Hat sich Private Debt mittlerweile in Deutschland als gängige Finanzierungsform und Finanzierungsalternative für Unternehmen etabliert (wie etwa in UK) oder handelt es sich eher um ein vorübergehendes Phänomen? Gibt es Qualitätsunterschiede bei den Priva
Wenn wir den Kreditmarkt betrachten und uns dabei auf die beiden großen Märkte Europa und USA konzentrieren, dann wurden im letzten Quartal 2014 von den EUR 10,4 Mrd. an Unternehmensfinanzierungen 89 % als Kredite und nur 11 % als Kapitalmarktinstrumente zur Verfügung gestellt, während im gleichen Zeitraum von den USD 7,6 Mrd. an Unternehmensfinanzierungen 32 % in Kreditform und 68 % über Kapitalmarktinstrumente zur Verfügung gestellt wurden.
Bei der Unternehmensfinanzierung in Europa dominieren die Banken. In Deutschland werden knapp 70 % der Unternehmensfinanzierung durch Banken dargestellt. Durch die strengen Anforderungen an die Eigenkapitalbasis von Banken sowie die Liquiditätsvorschriften des als Basel III bekannten Reformpakets der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, haben die europäischen Banken ihre Ausleihungen für Unternehmenskredite, Immobilienkredite und Projektfinanzierungen zum Teil sehr stark reduziert.
Vor dem oben genannten Hintergrund bin ich der Meinung, dass Private Debt über Fonds oder andere Investmentvehikel, also das Geld, das über institutionelle Investoren in den Kreditmarkt fließt, eine permanente Lücke füllt. Erstens: Im Infrastrukturbereich, weil Banken sich zwar am kurzen Ende, nicht aber am langen Ende wohl fühlen wegen einschränkenden EK- und Liquiditätskriterien der Banken. Zweitens: Im Immobilienfinanzierungsbereich hat Private Debt bei den Mega-Deals einen Platz , weil hier die Entscheidungswege kurz sein müssen. Drittens: Im Bereich der Unternehmensfinanzierung spielt Private Debt insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen, eine wichtige Rolle, bei denen sich die Banken zum Teil stark zurückgezogen haben. Hier erscheint Private Debt oft auch als Mezzanin-Kredit.
Es drängt sich die Frage auf, ob die Portfolien von Kreditfonds riskanter sind als ein Kreditbuch einer Bank. Statistisch gesehen gibt es hier für Europa noch keine Aussagen über Default Rates (Ausfallsquoten) und Recovery Rates (Verwertungsquoten) von Private Debt Funds. Ich bin der Meinung, dass die Portfolien notgedrungen riskanter sind, jedoch werden die Kreditfonds-Manager, die — verzeihen Sie bitte den leicht hinkenden Vergleich — „Stockpicker“ sind, durch detaillierte Due Diligence bzw. Kreditprüfung und geeignete Verträge die besten Engagements auswählen.
2. Gibt es Qualitäts- und Preisunterschiede bei Private Debt-Angeboten?
Es gibt natürlich enorme Qualitätsunterschiede und Ansätze im Private Debt-Geschäft. Wie überall im Private Capital Market-Segment steht an oberster Stelle die Qualität des Teams (u.a. Erfahrung, Zusammensetzung, sodass alle für das Kreditgeschäft notwendigen Kompetenzen im Team vorhanden sind, die zeitliche Länge der Zusammenarbeit der Teammitglieder etc.).
Noch mehr als bei anderen Private Capital-Strategien kommt es im Kreditgeschäft darauf an, dass die Prozesse exakt definiert und strukturiert werden. Es ist eine Kreditkultur wichtig, die auf den Aufbau und das Monitoring eines erstklassigen Kreditbuchs bedacht ist.
Generell sind die Konditionen in Deutschland günstiger als in England, gegebenfalls ebenso kompetitiv wie in Skandinavien. Wie teuer Finanzierungen durch Private Debt-Fonds sind kann man der Tabelle „European private credit market“ entnehmen. Die Renditen, die in den einzelnen Kreditmarktsegmenten erzielt werden können, bestehen aus mehreren Komponenten: a) Zinssatz des Kredits, b) Gebühren für das Arrangement des Kredits, c) Gebühren für vorfällige Rückzahlungen des Kredits und d) Verwertung von eingeräumten Optionen auf Unternehmensanteile etc.
3. Wie sehen Investoren die Private Debt-Klasse?
Mit Blick auf die fehlenden Renditen in den liquiden Fremdkapitalmärkten sind Private Debt Investments ideal für Investoren, die laufende Einnahmen erzielen möchten, insbesondere Lebensversicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke. Mit Blick auf Kapitalerhalt erfreut sich diese Assetklasse auch bei Family offices und Stiftungen großer Beliebtheit.
Gemäß Solvency II sind Anlageformen attraktiv, die neben relativ hohen Renditen eine verhältnismäßig hohe Investitionssicherheit bieten. In den Fokus rückt dies alternative Anlageformen wie eben Kreditfonds, denen Assets aus den Bereichen Immobilien oder Infrastruktur zugrunde liegen, aber auch Unternehmenskredite. In Summe sehen wir eine sehr hohe Nachfrage nach Kreditfonds, insbesondere Infrastrukturkreditfonds und Unternehmenskreditfonds.