ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Dr. Gerhard Schwartz

Impact Investing im Steigflug begriffen

Dazu 3 Fragen an Dr. Gerhard Schwartz

Wi Venture
Foto: Dr. Gerhard Schwartz
23. Februar 2022

Betrach­tet man Anzei­gen­sei­ten gängiger Kapitalanlage-Veröffentlichungen, gibt es nahezu kein Produkt mehr, welches nicht mit ESG, SDG, Sustainable oder Impact wirbt. Impact Inves­t­ing liegt stark im Trend bei Inves­to­ren. Jedoch nicht überall ist Impact drin, nur weil Impact draufsteht.


Dazu 3 Fragen an Dr. Gerhard Schwartz, Mana­ging Part­ner bei Wi Venture

1. Wie genau defi­nie­ren Sie Impact Inves­t­ing bitte?
ESG als Kurz­form für Envi­ron­men­tal, Social und Gover­nance drückt im Kern die soziale und ökologische Verant­wor­tung von Unter­neh­men aus. Einen Schritt weiter geht typi­scher­weise Sustainable Invest­ment, welches aktiv in bestimmte Berei­che inves­tiert, die als nach­hal­tig gelten. Noch einen Schritt weiter geht Impact Inves­t­ing, deutsch wirkungs­ori­en­tier­tes Inves­tie­ren. Im Bereich Impact Inves­t­ing tritt als weite­res Invest­ment­kri­te­rium neben oder sogar vor die Rendite die Wirkung bzw. Impact. des jewei­li­gen Invest­ments. Impact Inves­t­ing stellt die soziale, ökonomische und ökologische Verant­wor­tung von Kapi­tal in seiner reinen Weise in den Vordergrund.
2. Wie will man errei­chen, dass mehr Inves­to­ren ihre Mittel in Impact Inves­t­ing stecken?
Als Reak­tion auf die Unter­zeich­nung des Pari­ser Klima­ab­kom­mens und der UN Agenda 2030 für nach­hal­tige Entwick­lung erließ die EU 2018 den Akti­ons­plan: Finan­zie­rung Nach­hal­ti­gen Wachs­tums. – Er gibt den Fahr­plan der Europäischen Union vor, wie auch private Geldströme in nach­hal­tige Inves­ti­tio­nen gelenkt werden sollen. Er enthält sowohl eine Taxo­no­mie-Verord­nung als auch eine strenge Offen­le­gungs-Verord­nung. Aktu­ell sind aus regu­la­to­ri­schen Gründen echten Impact Fonds große Kapitalzuflüsse insti­tu­tio­nel­ler Inves­to­ren weit­ge­hend verwehrt. Dies hat vor allem den Hinter­grund, dass die Kapi­tal­an­lage nicht nach freiem Ermes­sen des Lebens­ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens oder der Pensi­ons­kasse geschieht. Zwar sind für große Versi­che­rungs­un­ter­neh­men seit Einführung der Solvency II Richt­li­nie größere Frei­hei­ten als unter der immer noch für andere profes­sio­nelle Inves­to­ren gelten­den Anla­ge­ver­ord­nung vorhan­den, dennoch gelten die allge­mei­nen Kapitalanlagegrundsätze der Sicher­heit, Liquidität und Rentabilität weiter fort.
3. Wie ist dann das stetig brei­ter werdende Ange­bot an Impact Fonds einzu­stu­fen, die jetzt bei Anle­gern Geld einwerben?
Die soge­nann­ten Impact Fonds sind eher neue­rer Natur  – Anla­ge­ve­hi­kel, die von Drit­ten Kapi­tal einsam­meln, um es anschlie­ßend im Sinne eines Impact zu inves­tie­ren. Dabei exis­tie­ren viele Produkte, die sogar von Klein­an­le­gern Kapi­tal zur Errei­chung eines bestimm­ten sozia­len oder ökologischen Zwecks einsam­meln, also von Inves­to­ren, die keine immensen finan­zi­el­len Mittel aufwen­den. Darun­ter fallen Mikro­fi­nanz­fonds, Fonds mit wirkungs­ori­en­tier­tem Ansatz, Social Impact Fonds und Green Bonds. Die typi­schen Zeich­ner von Impact Fonds sind aber größere Privatvermögen, etwa erfolg­rei­che Unter­neh­mer, High Net Worth Indi­vi­du­als, sowie Stif­tun­gen und Family Offices – sämtlich Inves­to­ren, die sich nicht mit den aufge­zeig­ten regu­la­to­ri­schen Hürden beschäftigen müssen. Die stetige Präsenz der großen gesell­schaft­li­chen Heraus­for­de­run­gen, allen voran des Klima­wan­dels, in den Medien sorgt für ein immer stärkeres Bewusst­sein, dass etwas verändert werden muss. Das Invest­ment­vo­lu­men im Bereich Impact Private Equity und Impact Venture Capi­tal hat sich in den letz­ten fünf Jahren mehr als verzehn­facht. 2020 soll dieser Wert bereits bei über EUR 880 Mio. gele­gen haben, wobei ein großer Anteil entspre­chen­der Ange­bote bei den Invest­ment­kri­te­rien noch klar „Finance First“ prak­ti­ziert, das heißt, daß die zu erzie­lende Rentabilität klar im Vorder­grund steht und nur ein klei­ner Teil „Impact First“ prak­ti­ziert. Das Thema Impact Inves­t­ing wird in der Ausprägung „Finance First“ erst dann rich­tig große Volu­mina gene­rie­ren können, wenn auch unter Solvency II regu­lierte Inves­to­ren der Zugang erleich­tert wird.   Dr. Gerhard Schwartz ist Mana­ging Part­ner der Wi Venture, einem Impact Venture Capi­tal Fonds, der in Climate Tech Start-ups inves­tiert, um inno­va­tive Ideen zur Bekämpfung des Klima­wan­dels zu finan­zie­ren. Dane­ben arbei­tet er als Rechts­an­walt bei LPA-GGV, einer inter­na­tio­na­len Anwalts­kanz­lei mit Fokus auf Immo­bi­lien und erneu­er­bare Ener­gien. Gerhard Schwartz ist seit über 12 Jahren in verschie­de­nen Rollen bei Asset­ma­na­gern und als Rechts­an­walt u.a. für insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren mit den Themen Ener­gie­wende und Klima­wan­del beschäftigt. Er möchte nach eige­nen Anga­ben einen Beitrag leis­ten, unse­ren Plane­ten enkel­taug­lich zu machen. www.wiventure.de        

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