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Foto: T. Gierath | Reed Smith Rechtsanwälte

Kriterien bei Sharia–konformen Private Equity Funds

Dazu 3 Fragen an T. Gierath

Reed Smith Rechtsanwälte
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6. Juni 2012

TVM Capi­tal konnte das Closing seines ersten Sharia-konfor­­men Fonds verkün­den (siehe FYB-news). Dazu gratu­lie­ren wir. Und fragen, was einen solchen Fonds von ande­ren Private Equity-funds unter­schei­det. — Eine Sharia-konforme (Islam-konforme) Geld­an­lage ist bestimm­ten Krite­rien der Geld­an­lage unter­wor­fen. So ist es beispiel­weise einem Islam Fonds unter­sagt in bestimmte Bran­chen bezie­hungs­weise Segmente zu inves­tie­ren. Darun­ter fallen die Alko­hol- und Tabak­bran­che, Glücks­spiel und Wetten, Erotik und Musik­in­dus­trie sowie konven­tio­nelle Banken, Versi­che­run­gen und der Waffen­han­del. Dem Geld­zins­ver­bot liegt die Erkennt­nis zu Grunde, dass Geld für sich allein genom­men keinen Mehr­wert schafft; es kann nicht ohne Gegen­leis­tung aus sich selbst heraus einen Ertrag reali­sie­ren. Deshalb muss das Geld in der Real­wirt­schaft inves­tiert werden.


Dazu 3 Fragen an Rechts­an­walt, Steu­er­be­ra­ter und Part­ner bei Reed Smith Rechts­an­wälte in München

1. Welche Komple­xi­tä­ten brin­gen Sharia-konforme Funds mit sich? Wie viele viele Sharia-konforme Funds gibt es inzwischen?

Ich betreue seit etwa 10 Jahren Sharia-konforme Funds, damals haben wir in Deutsch­land den ersten Sharia-konfor­men Fonds für einen saudi­schen Inves­tor struk­tu­riert. Der Geschäfts­be­reich ist von etwa 2002 bis 2009 sehr gut gelau­fen. Die Vehi­kel waren teil­weise deut­sche Konstruk­tio­nen, zum Teil off-shore. Ich habe vier davon betreut. Die Invest­ments finden in Deutsch­land und Europa statt. Inves­to­ren waren in erster Linie Private Equity Fonds, family offices Invest­ment­ban­ken aus den GCC ( Golf Coun­cil Coope­ra­tion). In der Inves­ti­ti­ons­re­gion Europa dürfte es viel­leicht etwas mehr als zwei Dutzend  solcher Fonds geben.

Fonds-Konstruk­tio­nen sind bei arabi­schen Inves­to­ren nicht sehr beliebt. Araber inves­tie­ren viel lieber direkt, statt Geld einem frem­den Fonds­man­ger anzu­ver­trauen. Das heisst, die Private Equity-Akti­vi­tä­ten gesche­hen weni­ger über Fonds-Konstruk­tio­nen, sondern häufi­ger deal-by-deal. Es wird dann für jedes Invest­ment fund­rai­sing betrieben.

2. Wie würden Sie einen Sharia-konfor­men Private Equity-Fonds beschreiben?

Private Equity ist eine gute Asset-Klasse für die Sharia-Konfor­mi­tät im Hinblick auf den Koran, es lässt sich gut mit seinen Prin­zi­pien verbin­den. Eines der Prin­zi­pien lautet in etwa, es muss Chan­cen und Risi­ken geben. Es gilt auch das Verbot der Zinsen, was bei der Leverage-Gestal­tung eine Rolle spielt. Natür­lich sind die Bran­chen zu beach­ten die verbo­ten sind (s.o.). Das lässt sich gut einhal­ten. Es ist ein Geschäfts­be­reich, der gut läuft.

Aus Inves­to­ren­sicht ist ein weite­rer Punkt ganz entschei­dend: wenn man Invest­ments betreibt, ist Tech­no­lo­gie-Trans­fer erwünscht, um die Region wirt­schaft­lich voran­zu­brin­gen: Bei Private Equity Fonds wird auch immer gerne ein Shariah-Board gese­hen, einen zustim­mungs­pflich­ti­gen Beitrat, eine Art Aufsichts­rat. Alle Invest­ments müssen das Board durch­lau­fen und dieses dann die „Fatwa“ (Zustim­mung) ertei­len. Welt­weit gibt es etwa 30–50 Perso­nen, die bei Fonds welt­weit agie­ren, das sind Rechts­ge­lehrte aus dem arabi­schen Raum mit wirt­schaft­li­cher Exper­tise. Sie sitzen auf rund 300 Boards weltweit.

3. Wie schät­zen Sie die Entwick­lung Ihres Geschäfts mit Sharia-konfor­men Funds in den arabi­schen Ländern ein?

Vor Ort in GCC tut sie Private Equity schwer. Es gibt nur wenige Unter­neh­men, in die inves­tiert werden kann. Nach­ge­fragt werden insbe­son­dere Health­care, Clean­tech, etwa Wasser­auf­be­rei­tung und Infra­struk­tur. Venture Capi­tal ist perfekt im Hinblick auf die Sharia. Bei Buyout und Growth Capi­tal wird die Struk­tu­rie­rung des Invest­ments in die Ziel­ge­sell­schaft komplexer.

Ob die Fonds-Anzahl zuneh­men wird ist, schwer zu sagen. Aus meiner bishe­ri­gen Erfah­rung würde ich sagen, dass die bishe­ri­gen Invest­ments durch die Struk­tur­krise in der Region 2009 (z.B. der baíl out von Dubai) gelit­ten haben. Einige Markt­teil­neh­mer haben sich jedoch erfolg­reich etabliert und werden weiter am Markt agieren.

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