Private Equity oder Börsengang für den Mittelstand
Mittelständische Unternehmen sind oft Familiengesellschaften, die in langer unternehmerischer Tradition sehr solide aufgebaut und nachhaltig geführt werden. Das Kapital zur Wachstumsfinanzierung wurde früher entweder selber erwirtschaftet oder – wenn auch meist nicht so gerne – über die heimische Hausbank in Form von Darlehen finanziert. Doch die Möglichkeiten zur Finanzierung von Wachstum haben sich in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert. Heute wird aus Gründen der „Weiterentwicklung“ großen Familienunternehmen gerne der Gang an die Börse empfohlen um im Rahmen der damit verbundenen Kapitalerhöhung das zusätzlich geplante Wachstumskapital zu generieren. Diese Empfehlung ist mir jedoch zu eng, denn ein Börsengang stellt nicht die einzige Maßnahme zur Umsetzung geplanter Wachstumsaktivitäten dar und ist zudem mit vielen Nachteilen für Familiengesellschaften verbundenen. Eine langfristige nachhaltige handelnde Unternehmenskultur trifft dann auf eine Quartalsberichtwelt, die dann „gierig“ auf kurzfristige Erfolgsmeldungen ist. Da diese „unterschiedlichen Welten“ nur in den selten zusammenpassen, muss man sich als Unternehmer einen Börsengang genau überlegen.
Hier gibt es mehrere gute Argumente, die aus Sicht des Mittelständlers für Beteiligungskapital sprechen. Sie sind natürlich auch abhängig von den verfolgten Zielen des Unternehmers. Geht es ihm um die ausschließliche Aufnahme von Kapital, dann kann ein Börsengang durchaus ein Weg sein. Es ist aber eine andere Welt mit einem strengen Korsett, wenn man beispielsweise an die ganzen in kurzen Zeitabständen zu erfüllenden Pflicht-Veröffentlichungen denkt oder an das dann greifende Wertpapierhandelsgesetzt. Da gilt es zum Beispiel den Aspekt des Insiderwissens zu berücksichtigen. Der Unternehmer als Manager einer börsennotierten Einheit weiß einfach früher bestimmte anstehende Sachverhalte, die den Aktienkurs beeinflussen können. Dann stellt sich die Frage, wie er denn sein Wissen mit seinem Aktienbestand in Einklang bringt, ohne durch Kauf- oder Verkaufsorder sich dem Tatbestand des Insiderwissens verdächtig zu machen. Das ist für ihn eine vollständig neue Situation.
Stille Reserven zu legen fällt auch durch die öffentliche Wahrnehmung einfach schwerer. Auch der Spannungsbogen zwischen einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung und einer kurzfristigen Aktivitäten‑, Ergebnis- und Dividendenpolitik erfährt dadurch eine ganz neue Dimension und Dynamik. Die Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern und Analysten bedeutet häufig nicht nur einen Kulturwandel. Viele Unternehmer denken, dass sie mit dem Börsengang das Ziel erreicht haben, merken aber erst im Nachhinein oft, dass es doch lediglich nur die Startlinie war.
Sowohl für das Thema der Wachstumsfinanzierung als auch für die Nachfolgelösung auf Gesellschafterebene bietet die Einbindung einer Beteiligungsgesellschaft eine gute Alternative zum Börsengang. In beiden Anlässen können die Unternehmer – abhängig davon, für welche Beteiligungsgesellschaft sie sich entscheiden – neben Kapital auch unternehmerische Expertise mit „an Bord nehmen“. Im Rahmen der Wachstumsfinanzierung bedeutet das die Basis einer unternehmerischen partnerschaftlichen Zusammenarbeit um gemeinsame Ziele zu erreichen. Im Rahmen der Gesellschafternachfolgeregelung bedeutet es das Wissen, dass die Gesellschaft von ihrem Geschäftsansatz und Ihrer Struktur auch in Zukunft kontinuierlich weiterentwickelt wird und dass außerhalb der kurzfristigen Taktungen von zu veröffentlichen Berichten.
Beim Börsengang wird es der Familienunternehmer nur mit „Mitgesellschaftern“ zu tun haben, die meist ein anderes Ziel mit ihrem Investment verfolgen, als er selbst. Wenn der Unternehmer nur Kapital benötigt, diese Interessenunterschiede aber auch den Kulturwandel sich und seinem Unternehmen zutraut, dann kann ein Börsengang durchaus eine gute Alternative sein, sofern das Börsenumfeld passt.
Bei der Auswahl einer Beteiligungsgesellschaft gibt es, abhängig vom Finanzierungsanlass, unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen. Bei der Wachstumsfinanzierung kommt es ganz auf die Bedürfnislage des Unternehmers an: Sucht er lediglich zusätzliches Eigenkapital, benötigt aber für die weitere Entwicklung seiner Firma – aus seiner Sicht – keinen weiteren Input, dann spielt die Expertise der Beteiligungsgesellschaft ein untergeordnete Rolle. Hier gilt es lediglich die Konditionen der Kapitalgesellschaften miteinander zu vergleichen. Sieht er allerdings im Rahmen der geplanten Weiterentwicklung seiner Gesellschaft auch aktiven Unterstützungsbedarf, dann wird er sich die Beteiligungsgesellschaft aussuchen, die nicht nur das Kapital sondern auch die gewünschte Erfahrung mitbringt.
Im Rahmen der Nachfolgereglung kommt der industriellen Erfahrung des Erwerbers eine noch größere Bedeutung zu. Insbesondere dann, wenn man nicht an den Wettbewerber veräußern will, der meisten sowieso nur auf den mit zu erwerbenden Kundenstamm fixiert ist. Der Kandidat muss daher die Eigenständigkeit des zu veräußernden Unternehmens und den Standort langfristig sichern und sich damit auch gegenüber den Mitarbeitern Sozial — verantwortlich fühlen. Industriell aufgestellte Beteiligungsgesellschaften mit einer klaren Branchenfokussierung bieten hierbei für den verkaufswilligen Unternehmer eine ideale Lösung. Insbesondere dann, wenn diese die notwendige Erfahrung durch Ihre Branchenfokussierung vorweisen können. Neben dem notwendigen eigenem Know How und dem dazugehörigen Netzwerk – auch durch Industrieexperten dargestellt – bieten diese eine gute Möglichkeit als Erwerber in Frage zu kommen. Aber nicht nur die mittel- bis langfristigen Ziele des Unternehmers inklusive ihrer Nebenbedingungen, wie z.B. das Weglassen einer hohen Kaufpreis-Fremdfinanzierung und die damit verbundene möglichst schnelle Rückführung der Darlehen, sondern die nachhaltige Weiterentwicklung müssen mit der Philosophie der Beteiligungsgesellschaft übereinstimmen.
Über Dr. Dirk Neukirchen
Dirk Neukirchen verfügt über eine mehr als 25 jährige Erfahrung im Fondsgeschäft, im Bereich Private Equity sowie der Beratung zu Nachfolgeregelung und Beteiligungsfinanzierung im Mittelstand. Nach Erfahrungen in der Industrie und der Beteiligungsberatung wechselte er zur DG/ DZ Private Equity, bei der er auch in leitender Position war. Anschließend baute er das Private Equity Geschäft der SIGNAL IDUNA auf, bevor er 2010 ALLISTRO CAPITAL gründete. Seit 2010 ist er zudem Mitglied des Beirats eines großen institutionellen Private Equity Investors.
Über ALLISTRO CAPITAL
ALLISTRO CAPITAL ist eine von mittelständischen Unternehmern gegründete Beteiligungsgesellschaft mit einem klaren Branchenfokus. Unsere Gesellschafter und Industrieexperten im Fachbeitrat kennen das Geschäft aus ihrer eigenen langjährigen Erfahrung. Wir sind eigenständig und unabhängig. ALLISTRO CAPITAL bietet im Rahmen von Wachstumsfinanzierungen und Nachfolgeregelungen gut positionierten mittelständischen Unternehmen eine langfristige Eigenkapitalbeteiligung unter der Leitlinie „Vom Mittelstand für den Mittelstand“.
ALLISTRO CAPITAL investiert das Kapital vermögender mittelständischer Unternehmer in mittelständische Gesellschaften im deutschsprachigen Raum, deren Tradition es zu bewahren gilt. Die Werte des Mittelstandes, in Verbindung mit unternehmerischer Tradition, bilden für uns die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Wir agieren als aktiver Gesellschafter, der zur erfolgreichen Weiterentwicklung des Unternehmens beiträgt. Damit steht für uns das unternehmerische Handeln im Vordergrund und die Eigenständigkeit der erworbenen Gesellschaften bleibt gesichert. Wir sind spezialisiert auf die Branchen Medizintechnik, Kunststofftechnik, Sicherheitstechnik und Chemie. Hierbei interessieren uns alle Unternehmen, deren Entwicklung von diesen vier Märkten abhängt. Wir konzentrieren uns dabei auf Unternehmen, die ein Umsatzvolumen zwischen € 7,5 und € 50,0 Mio. vorweisen und im deutschsprachigen Raum angesiedelt sind.