Trends im Healthcare-Sektor
Sie haben gerade Integer bei einer 600 Mio USD-Transaktion beraten. Im Healthcare-Bereich ist eine wachsende Dynamik zu beobachten, in welchen Sektoren ist diese besonders ausgeprägt?
Ein Thema, das auch über die nächsten Jahre den Healthcare-Bereich weiter prägen wird, ist der Megatrend Digital-Health. Wir sehen dort eine sehr starke Startup-Aktivität, die sich beispielsweise in großvolumigen Finanzierungsrunden äußert. Jüngstes Beispiel aus unserer Praxis ist die Serie A Finanzierung über insgesamt 270 Millionen US-Dollar von BioNTech, das größte nicht börsennotierte biopharmazeutische Unternehmen Europas.
Im Grunde ist der Trend zu großvolumigen Healthcare-Transaktionen nicht neu – er hat im Gegenteil schon über Jahre Bestand. Da die Healthcare-Branche aber in sich wiederum stark ausdifferenziert ist, fand und findet die Konsolidierung in den verschiedenen Sektoren in unterschiedlichem Tempo und zu verschiedenen Zeitpunkten statt: Seit Jahren gibt es einen ungebrochenen Trend zur Konsolidierung im Pharmasektor, im Krankenhaussektor hat der Trend etwas nachgelassen, da die meisten großen Ketten bereits konsolidiert sind. Aktuell besteht ein Konsolidierungstrend im Markt der Versandhandelsapotheken; hier bleibt abzuwarten, inwiefern die neue Regierung durch veränderte rechtliche Rahmenbedingungen den Markt beeinflussen wird.
Die europäische Medizintechnikindustrie muss ab 2020 deutlich strengere regulatorische Anforderungen erfüllen, ausgelöst durch die neue EU-Medizinprodukteverordnung. Auf Grund dieser rechtlichen Entwicklungen erwarten wir einen zunehmenden Trend zur Konsolidierung gerade im MedTech-Markt. Gerade kleine und mittlere Unternehmen stellen die neuen Anforderungen in Bezug auf Wirksamkeits-/Unbedenklichkeitsnachweise vor Markteintritt sowie Dokumentations-/Überwachungspflichten organisatorisch und finanziell vor Herausforderungen. Dies stärkt die Position von großen Unternehmen und Konzernen mit ihren etablierten Qualitätsmanagementstrukturen und eingeübten Regulatory Abteilungen.
Gleichzeitig steigt der Kapitalbedarf insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Beides bildet grundsätzlich eine gute Ausgangsposition für M&A‑Transaktionen. Denn die anstehenden regulatorischen Änderungen sind lediglich ein temporäres Phänomen; die Nachfrage nach innovativen Medizinprodukten wird aller Voraussicht nach weiter wachsen. Ein lnvestment in ein gut aufgestelltes Medizinprodukte-Unternehmen als „Basis” kann eine gute Grundlage für weitere strategische Akquisitionen sein, um ein regulatorisch stark aufgestelltes und auch für die Gewinnung von qualifiziertem Personal attraktives Medtech-Unternehmen mit einem soliden Produktkern zu formen.
Einige Branchen, darunter neben dem Healthcare-Sektor beispielsweise Energie oder Telekommunikation, unterliegen besonders strikten regulatorischen Vorgaben und erfahren immer wieder tiefgreifende Veränderungen auf Grund neuer Vorschriften des Gesetzgebers. Das stellt uns bei Healthcare-Transaktionen vor schwierige Fragen im regulatorischen Bereich. Daher spielt es eine große Rolle, dass ein eingespieltes Transaktionsteam tätig ist, dem auch Experten für die regulatorischen Fragen im Healthcare-Sektor angehören. Als Full-Service-Kanzlei arbeiten wir regelmäßig fachgebietsübergreifend sehr eng mit unseren auf den Gesundheitssektor spezialisierten Anwälten zusammen, die über ausgewiesene Branchenexpertise verfügen. So garantieren wir, dass unsere Mandanten auch für die in Transaktionen im Healthcare-Bereich auftretenden hochkomplexen regulatorischen Themen umfassende und passgenaue Beratung erhalten.