Unternehmensanleihen werden immer populärer
SKW Schwarz Rechtsanwälte
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19. Juli 2011
1. Wie funktionieren die Mittelstandsanleihen? Welche Möglichkeiten bieten sie?
Das Unternehmen definiert in den Emissionsbedingungen seiner Anleihe selbst, zu welchen Konditionen und für welchen Zweck es seine Finanzierung am Kapitalmarkt aufnehmen möchte. Gegenwärtig haben die Anleihen meist eine Laufzeit von 5 Jahren, werden mit ca. 6% — 9% verzinst und weisen eine privatanlegerfreundliche Mindeststückelung von € 1.000 auf. Die Volumina variieren zwischen ca. € 10 Mio. und € 150 Mio. Voraussetzung für eine Emission ist insbesondere, dass das Unternehmen ein Rating durch eine zugelassene Agentur nachweist, einen Wertpapierprospekt zu seiner Anleihe veröffentlicht und deren Zulassung bei der gewünschten Börse beantragt. Zudem unterliegt es zugunsten des Anlegerschutzes bestimmten Transparenzpflichten, die das im Freiverkehr übliche Maß überschreiten (Veröffentlichung von Jahresabschlüssen/Zwischenberichten, Quasi-Adhoc-Publizität, ggf. jährliche Folgeratings, Veröffentlichung eines Finanzkalenders).
2. An wen kann sich ein Unternehmen wenden für die Begebung einer Anleihe?
Die Mittelstandsbonds können derzeit an den Börsen Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, München und Hamburg/Hannover gelistet werden. Die verschiedenen Börsen haben größtenteils vergleichbare Zulassungsbedingungen. In den letzten Monaten haben sich jedoch für die einzelnen Börsen charakteristische Merkmale herausgebildet, etwa hinsichtlich des Volumens der Anleihe, des Tätigkeitssektors des Emittenten, der Vertriebswege und Kosten. Insofern sollte sich der Emittent bereits in der frühen Prüfung seines Projekts an eine Anwaltskanzlei wenden und sich zu den verschiedenen Möglichkeiten beraten lassen. Der Anwalt wird auch in Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsprüfern des Emittenten den Prospekt erstellen und den Antrag auf Zulassung der Anleihe begleiten. Die Börsen setzen zum Teil die Einschaltung eines jeweils bei ihnen zugelassenen Finanzexperten voraus, der die finanzielle „Reife“ des Unternehmens prüft und die Einhaltung der bereits erwähnten Publizitätspflichten sicherstellt (wie zum Beispiel der „Coach“ für Bondm an der Börse Stuttgart). Der Emittent kann sich selbstverständlich auch an diese Finanzexperten wenden oder direkt an die gewünschte Börse.
3. Wer vertreibt die Anleihen? Woher kommt der Erfolg?
Die Anleihen können mit Hilfe der gewählten Börse und durch Banken platziert werden, die interessierte Anleger mittels Informationsprospekten, Mailings etc. über neue Anlagemöglichkeiten informieren. — Die Börse Stuttgart bietet mit ihrer „Zeichnungsbox“ EUWAX eine Organisation, die sich allein um die Vermarktung der Anleihe kümmert (Kostenpunkt ca. 0,75% des platzierten Volumens). Bereits informierte Anleger können die Anleihen aber auch direkt beim Emittenten zeichnen. Ein großer Bekanntheitsgrad des Emittenten und eine attraktive Verzinsung der Anleihe ziehen erfahrungsgemäß viele Interessenten an; die meisten bisherigen Anleihen waren lange vor Ablauf der geplanten Zeichnungsfrist „ausverkauft“.