ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: A. Geiger | SKW Schwarz Rechtsanwälte

Unternehmensanleihen werden immer populärer

Dazu 3 Fragen an A. Geiger

SKW Schwarz Rechtsanwälte
Foto: A. Geiger | SKW Schwarz Rechtsanwälte
19. Juli 2011

Nicht von unge­fähr finden börsen­ge­lis­tete Anlei­hen mittel­stän­di­scher Unter­neh­men einen star­ken Zulauf. Sie bilden eine stabile und flexi­ble Alter­na­tive zur „klas­si­schen“ Fremd­ka­pi­tal­fi­nan­zie­rung, wenn sich ein Unter­neh­men den immer restrik­ti­ve­ren Darle­hens­be­din­gun­gen seiner Haus­bank nicht mehr ausset­zen möchte. Zudem bieten sie Privat­in­ves­to­ren ein Inves­ti­ti­ons­po­ten­tial, das als nicht allzu risi­ko­be­haf­tet erscheint und im Vergleich zu sons­ti­gen fest­ver­zins­li­chen Anla­gen eine höhere Rendite verspricht. Manche Unter­neh­men setzen die vornehm­lich an Privat­an­le­ger gerich­te­ten Anlei­hen auch als Lobby-Instru­­ment für ihre Marke ein. Die Mittel­stands­bonds werden mitt­ler­weile an mehre­ren deut­schen Börsen gehan­delt, wobei die Stutt­gar­ter Börse mit ihrem Segment „Bondm“ und einem Handels­vo­lu­men von rund 70% klar der Vorrei­ter ist. – Dr. Andrea Geiger, Part­ne­rin bei SKW Schwarz, erläu­tert, welche Möglich­kei­ten Unter­neh­mens­an­lei­hen bieten.


Dazu 3 Fragen an Part­ne­rin bei SKW Schwarz Rechts­an­wälte, München

1. Wie funk­tio­nie­ren die Mittel­stands­an­lei­hen? Welche Möglich­kei­ten bieten sie?
Das Unter­neh­men defi­niert in den Emis­si­ons­be­din­gun­gen seiner Anleihe selbst, zu welchen Kondi­tio­nen und für welchen Zweck es seine Finan­zie­rung am Kapi­tal­markt aufneh­men möchte. Gegen­wär­tig haben die Anlei­hen meist eine Lauf­zeit von 5 Jahren, werden mit ca. 6% — 9% verzinst und weisen eine privat­an­le­ger­freund­li­che Mindest­stü­cke­lung von € 1.000 auf. Die Volu­mina vari­ie­ren zwischen ca. € 10 Mio. und € 150 Mio. Voraus­set­zung für eine Emis­sion ist insbe­son­dere, dass das Unter­neh­men ein Rating durch eine zuge­las­sene Agen­tur nach­weist, einen Wert­pa­pier­pro­spekt zu seiner Anleihe veröf­fent­licht und deren Zulas­sung bei der gewünsch­ten Börse bean­tragt. Zudem unter­liegt es zuguns­ten des Anle­ger­schut­zes bestimm­ten Trans­pa­renz­pflich­ten, die das im Frei­ver­kehr übli­che Maß über­schrei­ten (Veröf­fent­li­chung von Jahresabschlüssen/Zwischenberichten, Quasi-Adhoc-Publi­zi­tät, ggf. jähr­li­che Folge­ra­tings, Veröf­fent­li­chung eines Finanzkalenders).
2. An wen kann sich ein Unter­neh­men wenden für die Bege­bung einer Anleihe?
Die Mittel­stands­bonds können derzeit an den Börsen Stutt­gart, Frank­furt, Düssel­dorf, München und Hamburg/Hannover gelis­tet werden. Die verschie­de­nen Börsen haben größ­ten­teils vergleich­bare Zulas­sungs­be­din­gun­gen. In den letz­ten Mona­ten haben sich jedoch für die einzel­nen Börsen charak­te­ris­ti­sche Merk­male heraus­ge­bil­det, etwa hinsicht­lich des Volu­mens der Anleihe, des Tätig­keits­sek­tors des Emit­ten­ten, der Vertriebs­wege und Kosten. Inso­fern sollte sich der Emit­tent bereits in der frühen Prüfung seines Projekts an eine Anwalts­kanz­lei wenden und sich zu den verschie­de­nen Möglich­kei­ten bera­ten lassen. Der Anwalt wird auch in Zusam­men­ar­beit mit den Wirt­schafts­prü­fern des Emit­ten­ten den Prospekt erstel­len und den Antrag auf Zulas­sung der Anleihe beglei­ten. Die Börsen setzen zum Teil die Einschal­tung eines jeweils bei ihnen zuge­las­se­nen Finanz­ex­per­ten voraus, der die finan­zi­elle „Reife“ des Unter­neh­mens prüft und die Einhal­tung der bereits erwähn­ten Publi­zi­täts­pflich­ten sicher­stellt (wie zum Beispiel der „Coach“ für Bondm an der Börse Stutt­gart). Der Emit­tent kann sich selbst­ver­ständ­lich auch an diese Finanz­ex­per­ten wenden oder direkt an die gewünschte Börse.
3. Wer vertreibt die Anlei­hen? Woher kommt der Erfolg?
Die Anlei­hen können mit Hilfe der gewähl­ten Börse und durch Banken plat­ziert werden, die inter­es­sierte Anle­ger mittels Infor­ma­ti­ons­pro­spek­ten, Mailings etc. über neue Anla­ge­mög­lich­kei­ten infor­mie­ren. — Die Börse Stutt­gart bietet mit ihrer „Zeich­nungs­box“ EUWAX eine Orga­ni­sa­tion, die sich allein um die Vermark­tung der Anleihe kümmert (Kosten­punkt ca. 0,75% des plat­zier­ten Volu­mens). Bereits infor­mierte Anle­ger können die Anlei­hen aber auch direkt beim Emit­ten­ten zeich­nen. Ein großer Bekannt­heits­grad des Emit­ten­ten und eine attrak­tive Verzin­sung der Anleihe ziehen erfah­rungs­ge­mäß viele Inter­es­sen­ten an; die meis­ten bishe­ri­gen Anlei­hen waren lange vor Ablauf der geplan­ten Zeich­nungs­frist „ausver­kauft“.

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