Wachstum mit Private Equity oder einer Unternehmensanleihe?
Die beiden Finanzierungsalternativen – Firmenanleihe und Private Equity — stehen grundsätzlich nicht in Konkurrenz zueinander. Die Firmenanleihe, die eine Art der Fremdfinanzierung darstellt, steht eher in Konkurrenz zur Bankfinanzierung als traditioneller Weg für Unternehmen. Die Renaissance der Firmenanleihe ist Ausdruck der regulatorischen Maßnahmen für Banken, die sich nach der Finanzkrise sehr restriktiv bei der Kreditvergabe aufstellen (müssen), so dass mittelständische Unternehmen alternative Wege zur Finanzierung suchen. Sofern ein Unternehmer in diesem Zusammenhang auch über Wege der Eigenfinanzierung nachdenkt, wird er in der Regel auch eine Beteiligung über Private Equity in Erwägung ziehen. Voraussetzung ist hier jedoch, dass er bereit ist, Anteile am Unternehmen abzugeben; das ist bei der Emission von Anleihen nicht der Fall.
Unternehmer, die den Einstieg eines Private Equity Investors in Erwägung ziehen haben meist die grundsätzliche Frage hinsichtlich Eigen- oder Fremdfinanzierung geklärt und sich für einen Investor ins Eigenkapital entschieden. Aber nicht jedes Unternehmen ist für Private Equity geeignet.
Typischerweise wird Private Equity in folgenden Situationen in Erwägung gezogen: (a) Finanzierung von starkem Wachstum in einer Branche in Verbindung mit Auf- oder Ausbau der internationalen Präsenz, (b) Finanzierung des Aufbaus von Strukturen beim Erreichen von Wachstumsschwellen, © Bereitstellung von Kapital nachdem die klassischen Finanzierungsinstrumente ausgereizt sind, (d) Finanzierung bei temporären wirtschaftlichen Schwierigkeiten eines Unternehmens, (e) Unternehmensverkauf / Unternehmensnachfolge.
Private Equity Investoren stellen Beteiligungen am Eigenkapital über einen Zeitraum von in der Regel 5–10 Jahren zur Verfügung. Dabei unterstützen die Private Equity Investoren über ihre Präsenz in den Gremien mit klarer Governance Struktur aktiv die Implementierung der jeweiligen Strategien und beteiligen das Management Team am Unternehmen und seinem Erfolg.
Ich sehe Firmenanleihen als einen nachhaltigen Trend, insbesondere für mittelständische Unternehmen. Firmenanleihen als Möglichkeit der Fremdkapitalbeschaffung standen bis vor der Finanzkrise eher Blue Chip Unternehmen offen, dies hat sich mit der Finanzkrise geändert. Die Anleihen eröffnen dem mittelständischen Unternehmer eine alternative Route der Fremdkapitalbeschaffung außerhalb der traditionellen Bankfinanzierung, die historisch über 80% betrug. Banken müssen heute mehr Eigenkapital für „riskante“ Kredite zur Verfügung stellen als vor der Finanzkrise und sind daher sehr selektiv in der Kreditvergabe geworden. Dies hat zu großen Verwerfungen auf der Unternehmensseite geführt, da der Kapitalbedarf nicht immer gedeckt werden konnte und Unternehmen dadurch in Schwierigkeiten geraten sind. Die Emission von Firmenanleihen eröffnet dem mittelständischen Unternehmen zudem die Möglichkeit über den Kapitalmarkt Investoren für das Unternehmen zu interessieren und die notwendigen Mittel einzuwerben. Die Regionalbörsen in Deutschland bieten mittlerweile mit eigenen Marktsegmenten gute Plattformen hierfür.