ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Dr. Christian Czernich

Was ist Revenue based Financing?

Dazu 3 Fragen an Dr. Christian Czernich

Round2 Capi­tal Partners
Foto: Dr. Chris­tian Czernich
23. Februar 2021

Das Spek­trum der Finan­zie­run­gen für junge Unter­neh­men hat sich in den letz­ten Jahren stetig verbrei­tert. Inzwi­schen gibt es neben VC etwa eine ganz Reihe von Anbie­tern von Venture Debt (Risiko-Kredi­t­­fi­nan­­zie­run­­gen). Noch wenig bekannt ist das soge­nannte Reve­­nue-based Finan­cing. Es gibt in Öster­reich einen inno­va­ti­ven Inves­t­­ment-Fonds, der in gesetzte Start­ups inves­tiert, die auf der Suche nach Wachs­tums­ka­pi­tal sind. Für ein Invest­ment nimmt der Fonds keine Firmen­an­teile, statt­des­sen betei­ligt das Unter­neh­men die Inves­to­ren an den Umsätzen.


Dazu 3 Fragen an Chris­tian Czer­nich, CEO und Mitgrün­der von Round2 Capi­tal Part­ners in Wien

1. Können Sie bitte erklä­ren, wie Reve­nue-based Finance genau funk­tio­niert? Mit welchen Rendi­ten ist zu rech­nen? Wie lange sind Sie übli­cher­weise investiert?
Die meis­ten der Geschäfts­mo­delle von digi­ta­len Unter­neh­men bauen auf einem hohen Anteil an wieder­keh­ren­den Umsät­zen auf. Reve­nue-based Finance verwen­det diese wieder­keh­ren­den Umsätze, um jungen Unter­neh­men eine Wachs­tums­fi­nan­zie­rung ohne Verwäs­se­rung der Anteile und ohne lang­wie­rige Verhand­lun­gen über die Unter­neh­mens­be­wer­tung zur Verfü­gung zu stel­len. Tech­nisch funk­tio­niert es so, dass das Unter­neh­men ein Nach­rang­dar­le­hen erhält, dessen Rück­zah­lung an den Umsatz gekop­pelt ist. Der Umsatz­an­teil beträgt je nach Finan­zie­rungs­be­trag und Umsatz des Unter­neh­mens typi­scher­weise zwischen 2–6% und besteht sowohl aus einer Rück­zah­lungs- als auch einer Zins­kom­po­nente, die Royalty genannt wird. Der Umsatz­an­teil wird so lange bezahlt, bis ein gewis­ses Multi­ple des Finan­zie­rungs­be­tra­ges, das zwischen 1,35x – 2,15x beträgt, bezahlt wurde. Wenn das Multi­ple nach 4–6 Jahren erreicht wird, erlischt die Finan­zie­rung auto­ma­tisch. Erfolgt ein Verkauf des Unter­neh­mens, bevor das Multi­ple orga­nisch erreicht wurde, wird der noch ausste­hende Betrag plus ein varia­bler Exit Fee bei Exit bezahlt. Das Reve­nue-based Finance-Instru­ment kann in gewis­sen Fällen eine Eigen­ka­pi­tal-Inves­ti­tion erset­zen kann aber auch sehr gut mit einer Eigen­ka­pi­tal-Inves­ti­tion kombi­niert werden. Round2 bietet jungen Unter­neh­men selek­tiv auch eine Kombi­na­tion mit Eigen­ka­pi­tal an. Reve­nue-based Finance ist ein sehr einfa­ches und völlig trans­pa­ren­tes Finan­zie­rungs­in­stru­ment, das es insbe­son­dere digi­ta­len Unter­neh­men erlaubt, wieder­keh­rende Umsätze zu mone­ta­ri­sie­ren ohne Anteile abzu­ge­ben. Durch die Kopp­lung an die Umsätze passt sich die Rück­zah­lung auto­ma­tisch an den Cash-flow des Unter­neh­mens an und kann somit die Unter­neh­men nicht in eine Schief­lage brin­gen. – Diese Flexi­bi­li­tät ist ein wesent­li­cher Unter­schied zu herkömm­li­chen Venture Debt Finan­zie­run­gen. Die Rendite der Finan­zie­run­gen ist insbe­son­dere vom Umsatz­wachs­tum der Unter­neh­men abhän­gig und liegt im Port­fo­lio­durch­schnitt bei 12–15%. Die Rendite des Fonds kann sich durch die Exit Fees und selek­tive Eigen­ka­pi­tal­in­ves­ti­tion noch­mals erheb­lich erhöhen.
2. Warum ist jetzt einen gute Zeit für Reve­nue-based Finance? Wie wird Reve­nue-based Finance am Markt ange­nom­men? Wie haben Sie ange­fan­gen und wer sind Ihre Investoren?
Als wir 2016 begon­nen haben Reve­nue-based Finance für den euro­päi­schen Markt zu entwi­ckeln, war die Digi­ta­li­sie­rung noch in den Kinder­schu­hen und der Finan­zie­rungs­markt für junge digi­tale Unter­neh­men nicht sehr stark entwi­ckelt. Wir haben damals eine große Lücke auf dem Finan­zie­rungs­markt gese­hen, da sich der Anteil an digi­ta­len Unter­neh­men stetig vergrö­ßern würde, zugleich Banken aber weder über die notwen­di­gen Struk­tu­ren noch die rich­ti­gen Finan­zie­rungs­in­stru­mente verfü­gen, um digi­tale Unter­neh­men, die auf imma­te­ri­el­len Vermö­gens­wer­ten basie­ren, zu finan­zie­ren. Das war die erste Markt­lü­cke. Venture Capi­tal war damals und ist größ­ten­teils noch heute die einzige externe Finan­zie­rungs­form auf die Firmen­grün­der zurück­grei­fen können. Als ich in Stan­ford studiert habe hatte ich mich schon sehr früh im Detail mit Venture Capi­tal befasst. Ich kam schon damals zum Schluss, dass Venture Capi­tal ein sehr kraft­vol­les Finan­zie­rungs­in­stru­ment ist, das aber bei weitem nicht für alle Unter­neh­mens­grün­der und Geschäfts­mo­delle geeig­net ist. Aufgrund fehlen­der Alter­na­ti­ven wird Venture Capi­tal oft bei Firmen oder in Situa­tio­nen verwen­det, wo es eigent­lich nicht passt. Das war die zweite Markt­lü­cke. Wir sahen Reve­nue-based Fianance als ein sehr gutes Instru­ment diese Markt­lü­cken zwischen Banken und Venture Capi­tal zu schlie­ßen. Unsere Einschät­zung des Mark­tes und des Poten­ti­als von Reve­nue-based Finance hat sich seit­dem als zutref­fend erwie­sen. Nicht zuletzt aufgrund der Corona Krise hat sich die Digi­ta­li­sie­rung deut­lich beschleu­nigt und digi­tale Unter­neh­men sind Teil des Main­streams. Das Markt­po­ten­tial ist entspre­chend groß und stark wach­send. Anfangs waren Unter­neh­mens­grün­der verständ­li­cher­weise noch etwas zurück­hal­tend. Inzwi­schen ist die Finan­zie­rungs­form auch in Europa deut­lich bekann­ter und unser Track-Record der zeigt, dass es einfach sehr gut funk­tio­niert. Wir stehen mitten in einem Umbruch des Finan­zie­rungs­mark­tes und Reve­nue-based Finance wird eine immer bedeu­ten­dere Rolle als alter­na­tive Finan­zie­rungs­form einneh­men. Entspre­chend ist Round2 auf star­kem Expan­si­ons­kurs. Heute verwal­tet Round2 EUR rund 30 Mio. Euro. Vorwie­gend von Unter­neh­mern und Family Offices aus Schwe­den, Deutsch­land, und Öster­reich. Als nächs­ten Schritt werden wir den Fonds nun für insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren öffnen und das verwal­tete Kapi­tal erheb­lich vergrößern.
3. Sie haben seit 2017 schon 18 Invest­ments gemacht. Auf welche Unter­neh­men fokus­siert sich Round2 Capi­tal? Wofür wird diese Finan­zie­rung von den jungen Firmen primär verwendet?
Round2 fokus­siert sich auf junge Unter­neh­men, die in einer fort­ge­schrit­te­nen Entwick­lungs­phase sind, ca. 20 – 100 Mitar­bei­ter haben und meist den opera­ti­ven Break-even schon erreicht haben. Der Groß­teil unse­rer Port­fo­lio­un­ter­neh­men hat es geschafft auf dieses Niveau vor der Round2 Finan­zie­rung völlig ohne externe Finan­zie­rung zu kommen. Diese „boot­strap­ped“ Unter­neh­men verfol­gen eine Wachs­tums­stra­te­gie die Wachs­tum auch ohne hohe Burn-rates ermög­licht. Wir nennen das „sustainable busi­ness buil­ding“. In unse­rem Port­fo­lio gibt es viele Unter­neh­men wie z.b. das deut­sche Cyber­se­cu­rity Unter­neh­men Myra Secu­rity, das Schwei­zer EduTech Scale-up Aval­lain, das finni­sche mehr­fach preis­ge­krönte Scale-up Vainu oder der rasant wach­sende e‑commerce fulfill­ment provi­der Logsta aus Öster­reich, die es alle geschafft haben ohne externe Eigen­ka­pi­tal Finan­zie­rung auf ein Umsatz­vo­lu­men zwischen 5- 15 Mio. Euro zu wach­sen. Für die Grün­der dieser Unter­neh­men eignet sich Reve­nue-based Finance um das Wachs­tum ihrer Unter­neh­men noch­mals zu beschleu­ni­gen ohne Kontrolle abge­ben zu müssen. Reve­nue-based Finance wird quasi ausschließ­lich für den Ausbau von Vertrieb, Marke­ting und Inter­na­tio­na­li­sie­rung benutzt. Alles Maßnah­men, die sehr rasch zu einem Umsatz­wachs­tum führen. Das typi­sche Finan­zie­rungs­vo­lu­men liegt anfangs bei EUR 500k – 2 Mio. und kann dann schritt­weise auf EUR 10 Mio. und mehr auch durch die Ergän­zung mit Eigen­ka­pi­tal vergrö­ßert werden.

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