Unternehmer überzeugen, die noch nicht mit Private Equity-Investoren kooperiert haben
Montagu Private Equity
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22. September 2022
1. Welche DNA braucht ein Private Equity-Team, um Firmen ausfindig zu machen und zu erwerben, die bislang inhabergeführt oder in Familienhand waren?
Für solche „Primaries“ – also Primärtransaktionen, bei denen sich erstmals ein Investor an einem Unternehmen beteiligt – braucht es gutes Gespür, ein über viele Jahrzehnte aufgebautes Netzwerk mit tiefer Kenntnis der jeweiligen Branche und nicht zuletzt Geduld und akribische Arbeit. Montagu hat dafür ein eigenes Team, das häufig schon Jahre mit den Eigentümern eines Unternehmens oder Unternehmensbereichs im Gespräch ist, ehe die Entscheidung zu einer Beteiligung oder Veräußerung fällt. In jeder unserer Zielbranchen kennen wir die wenigen wirklichen Spitzenunternehmen und pflegen den Kontakt zu ihnen, damit wir dann, wenn eines davon „auf den Markt kommt“, schnell ein adäquates Angebot vorlegen können. Dazu gehört vor allem, dass wir aufgrund unserer Kenntnis des Unternehmens und des Sektors auch unmittelbar eine überzeugende Investmentthese und ein tragfähiges Konzept vorlegen können, wie wir das Unternehmen in den darauffolgenden Jahren erfolgreich weiterentwickeln wollen.
Gründern und Inhabern, die ihr Unternehmen selbst führen, ist es naturgemäß wichtig, dass ihr Lebenswerk in gute Hände kommt und ihre Beschäftigten erfolgreiche Perspektiven haben. Aber auch Konzerne legen großen Wert darauf, dass sich abgespaltene Einheiten positiv weiterentwickeln. Dieses Anliegen adressieren wir seit vielen Jahren mit unserer Carve Out-Expertise: seit 2002 haben wir 28 solcher Transaktionen durchgeführt und infolgedessen unsere Expertise auf diesem Feld in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich ausgebaut.
2. Sie investieren primär in Gesundheitsthemen und Dienstleistungstechnologien. Welche Schwerpunkte setzen Sie im Bereich Gesundheit?
Wir mögen technologiebasierte und „unverzichtbare“ Geschäftsmodelle, also etwa Anbieter von Dienstleistungen oder ausgelagerten Prozessen, die für einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb ihrer Kunden unabdingbar sind. Das ist ein sehr breites Spektrum. Zum Beispiel waren wir bis vor Kurzem an einem Dienstleister für die Abrechnung von medizinischen Leistungen mit Kostenträgern in Deutschland beteiligt. RTI Surgical ist eines der weltweit führenden Unternehmen für chirurgische Implantate und bietet Ärzten und deren Patienten ein breites Portfolio an biologischen Lösungen sowie Implantaten aus synthetischen Materialien.
Oder nehmen Sie Arkopharma, ein Unternehmen, das wir 2014 aus Familienhand übernommen haben. Den französischen Marktführer für Naturarzneimittel haben wir erst vor wenigen Wochen an die deutsche Dermapharm-Gruppe veräußert. Der Einsatz von Technologie ist ein weiterer sehr wichtiger Aspekt. Unser Portfolio umfasst Beispiele wie die vernetzten Medikamentenspende-Systeme von Nemera, smarte OP-Instrumente bei Intech Medical oder Maincare, einem Softwareanbieter für elektronische Patientenakten.
3. Wie unterstützt Montagu die Portfolio-Unternehmen bei Wachstum und Entwicklung?
Wir helfen ihnen bei der Ausarbeitung eines strategischen Businessplans für weiteres Wachstum, aber auch bei dessen operativer Umsetzung. Nach unserer Erfahrung gibt es sieben wesentliche Stellhebel für Wachstum: Vertriebsoptimierung, Investitionen in neue Produkte und Services, geografische Expansion, Technologisierung und Digitalisierung, Optimierung der Betriebsprozesse, die Übernahme von Wettbewerbern oder Marktteilnehmern mit komplementärem Geschäft sowie Carve-Outs. Auf allen diesen Feldern haben wir umfangreiche Expertise und Erfahrung. In enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Managementteams, die ihre Industrieerfahrung und Vision für die Zukunft des Unternehmens einbringen, unterstützen wir die Unternehmen unter anderem durch Experten und unser Netzwerk. Carve-Outs, also die Ausgliederung eines Geschäftsbereichs in ein eigenständiges Unternehmen, sind ein besonders interessanter Fall. Wenn so eine Sparte plötzlich volle Aufmerksamkeit bekommt, nicht mehr mit anderen Geschäftsbereichen im Wettbewerb um Ressourcen steht und ein eigenständiges, motiviertes Management hat, erschließen sich oft ganz andere Potenziale als innerhalb einer Konzernstruktur. Universal Investment ist ein anschauliches Beispiel dafür. Als Teil zweier Bankhäuser war das ein erfolgreicher und profitabler Geschäftsbereich. Aber seit dem Erwerb durch Montagu hat sich Universal Investment zum absoluten Marktführer für Fondsadministration und Asset Management-Dienstleistungen für Fonds in Deutschland und Luxemburg entwickelt, der jedes Jahr um rund 15 Prozent wächst.
Über Daniel Fischer
Daniel ist Mitglied des Investmentteams mit Sitz in Frankfurt und verantwortlich für die DACH-Region. Er kam 2013 zu Montagu, nachdem er 6 Jahre bei 3i in Frankfurt und London gearbeitet hatte. Davor arbeitete er bei Clayton, Dubilier & Rice und Morgan Stanley. Daniel hat einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre von der Universität Frankfurt und einen MBA von der University of Iowa.
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