Vorwort der Herausgeberin
Die wiederkehrenden dunklen Wolken am Konjunkturhimmel sorgen bei den erfolgsverwöhnten Private Equity-Investoren für mediokre Stimmung. – Denn die verschlechterten Wirtschaftsaussichten und Zinserhöhungen schlagen auf ihre Portfolios und auch potenzielle Zielunternehmen durch. Nach über 15 Jahren mit niedrigen Zinsen, Zugang zu günstigem Kapital und stetig steigenden Bewertungen haben sich die Vorzeichen in den Märkten geändert. Das Investoren-barometer für den deutschen Markt ist auch im dritten Quartal 2023 deutlich gesunken, das Geschäftsklima hat sich erneut spürbar abgekühlt (Quelle: Prequin). Rezessionsängste und schwierige Finanzierungen belasten die Deal-Maker. Die Geldgeber für Start-ups sind da schon etwas optimistischer.
Das Auflegen neuer Fonds ist derzeit ebenfalls schwieriger geworden. Auch wenn der Finanzinvestor CVC mit einem neuen Fonds über 26 Milliarden Euro heuer einen Rekord in Europa erreicht hat. Für viele Newcomer im Markt oder weniger bekannte Private Equity-Häuser dauert das Auflegen neuer Fonds aktuell länger, oder die Fonds werden kleiner.
Die Mehrheit der institutionellen Investoren (Limited Partners, LPs) sieht die Aussichten für Private Equity in Nordamerika und Europa in den Jahren 2023 und 2024 jedoch noch positiv und geht davon aus, dass es sich um gleichbleibend stabile, manche sagen sogar starke Jahrgänge handeln wird, so das Global Private Equity Barometer von Coller Capital. Für den Bereich Private Equity sind die meisten institutionellen Investoren der Ansicht, dass der Gesundheits- und der Pharmasektor in den nächsten zwei Jahren attraktive Investitionsmöglichkeiten bieten werden. Drei Viertel sehen das genauso bei IT und Unternehmensdienstleistungen. Zwei Drittel der LPs geben an, dass ihre Buy-and-Build-Portfolios eine überdurchschnittliche Performance erzielt haben. Deutliche Unterschiede gibt es beim Thema Energie, bei dem sich mehr LPs für erneuerbare Energien als für fossile Kohlenwasserstoffe aussprechen. Für drei Viertel der institutionellen Anleger gewinnt künstliche Intelligenz an Bedeutung bei der Anbahnung von Private Equity-Transaktionen.
Im Bereich der alternativen Investments entsteht gerade ein neues Subsegment: Climate Tech-Investments. Man schätzt, dass der Climate Tech-Markt rund 100 Milliarden Euro groß ist und mit über 25 Prozent pro Jahr wächst. Derzeit fließt das Geld der Investoren noch überwiegend in Climate Tech-Venture Capital. Um die Sustainable Development Goals der UN zu erreichen, müssten allerdings jährlich 4 Billionen Euro an privatem Kapital mobilisiert werden. Nach den Prognosen von Climate Tech-Investoren werden rund um Klima-Technologien riesengroße Märkte entstehen, und deshalb wird auch die Anlageklasse Climate Tech stark wachsen.
Private Debt ist im Schatten von Private Equity groß geworden. Mit institutionellem Geld gespeiste Kreditfonds, die die Fremdfinanzierung für die Firmenübernahmen von Beteiligungsgesellschaften bereitstellen – ein kongeniales Duo. Mit zunehmendem Reifegrad und wachsender Fondsgröße entwickeln sich Debt Fonds aber bereits weiter – sowohl entlang als auch abseits der Private Equity-Wertschöpfungskette. Eine steigende Anzahl an Debt Funds haben inzwischen neben den etablierten Unitranche- auch Senior-Fonds aufgesetzt. Das heisst, die Kreditfonds entwickeln sich im Hinblick auf ihre Produkte zu immer breiter aufgestellten Asset-Managern.
Eine Senior-Finanzierung besteht aus einem rein vorrangigen und damit sichereren Kredit und wurde deshalb traditionell von Banken bereitgestellt. Es scheint sich ein Trend zu entwickeln, in dem Senior-Fonds auch gezielt mit zusätzlichen Darlehen in bestehende Bankenfinanzierungen eintreten, bei denen mehr Kapital benötigt wird, das nicht über den reinen Bankenmarkt zur Verfügung gestellt werden kann oder wo eine oder mehrere Banken abgelöst werden sollen.
Im Magazin-Teil unserer 2 1. A usgabe e rwarten S ie w ieder neun prominente Autoren sowie spannende und neue Themen aus der Finanzierungs- und Corporate Finance-Industrie.
Künstliche Intelligenz (KI) ist aktuell nicht nur in aller Munde – KI, Technologie und Daten haben extreme Auswirkungen auf Wertschöpfung und Transaktionsberatung. Nicht nur Unternehmen bemühen sich um Digitalisierungsstrategien, auch zahlreiche Private Equity-Firmen suchen Rat bei der Evaluierung des Digitalisierungspotentials neuer Targets oder von Portfolio Companies. Dr. Stefan Sambol und Dr. Anja Konhäuser (OMMAX) beschreiben, wie sich das digitale Zeitalter für Unternehmen auch in relativ kurzer Zeit meistern lässt und wie die Strategien und Vorbereitung auf den Digital Exit aussehen können.
Unsere langjährigen Autoren Dr. Christoph Ludwig und Thomas Unger (BLL Braun Leberfinger Ludwig Unger) fragen sich inzwischen, ob Private Equity nicht Teufelszeug ist, nachdem sie nicht nur die vielen steuerlichen Entwicklungen der letzten Jahre nochmals genauer betrachtet haben.
Die sprunghaft gestiegene Komplexität der jeweils neuen Unternehmensstruktur bei Buy & Build-Konzepten trifft auf die zugleich gestiegenen Anforderungen der Investoren, der Banken und des Managements. Daß hier ein transparentes Finanz-Reporting nicht nur Zeit spart, sondern ein Werttreiber ist, führen Martin Sperling und Elena Salinitro (loyos bi) aus. – Die Digitalisierung ist inzwischen auch beim Onboarding von Investoren angekommen. Das bedeutet Einfachheit, Klarheit und weniger Aufwand für alle Beteiligten, wie Dr. Stephan Schade und seine Co-Autoren Katharina Hammer und Dr. Philip Schwarz van Berk (POELLATH) en détail erläutern. – In volatilen Zeiten kommt es mehr denn je auf genaue Prüfung der Assets und die (Transaktions)Finanzierung an. Warum bei letzterer objektbasierte Modelle eine sichere Lösung bieten, verrät Ihnen Carl-Jan von der Goltz (Maturus Finance).
Klimaschutz als Assetklasse bietet große Chancen für Investoren und Unternehmer. Warum dieses Feld ein so enormes Potential aufweist, schildert Sandro Stark (Vanagon Ventures). – Venture Debt, respektive Risikodarlehen, sind in der deutschen Venture Capital und Startup-Szene ein noch relativ neues und innovatives Finanzierungs-instrument. Warum im derzeit schwierigen Markt-umfeld für Equity-Runden Venture Debt künftig eine wesentlich größere Rolle bei Innovationen spielen kann, erläutern Dr. Stefan Gottgetreu und Andrea Schlote (Bird & Bird).
Worin die Gründe dafür liegen, dass die Assetklasse Private Equity trotz der gestiegenen Zinsen für Investoren bei der Asset-Allokation attraktiv bleibt und worauf sie zukünftig bei der Anbieter- und Produktauswahl jetzt verstärkt achten sollten, beantwortet Dr. Sofia Harrschar (Universal Investment). – Krisenzeiten sind eine gute Gelegenheit für Planung und Vorbereitung. Der Börsengang eines Unternehmens ist eine grundlegende Entscheidung. Diesem geht eine langfristige Vorbereitungsphase voraus, ebenso wie die Beratung mit Spezialisten. Wie dieser Prozess zum Erfolg führt, beschreiben Stefan Maassen (Deutsche Börse Frankfurt/Main) und Carsten Huth (Deutsche Börse Berlin).
Das FYB 2024, in seiner 21. Ausgabe, erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit mit einer gleichbleibenden Anzahl von Firmenprofilen. Sie finden auch Einträge ausländischer PE-Unternehmen, die im FYB Financial YearBook und auf dem deutschen Markt präsent sein wollen. Das FYB 2024 bietet Ihnen einen Überblick über Private Equity- und Venture Capital-Firmen, Pivate Debt- und Mezzanine-Anbieter, Fund of Funds, kompetente Anwaltskanzleien, sowie Corporate Finance-Spezialisten, Unternehmens- und Personalberater und Netzwerke etc. Damit bleibt das FYB 2024 auch weiterhin das führende Nachschlagewerk für alternative Finanzierungen in Deutschland. Es bietet es Ihnen regelmässig interessante Nachrichten auf www.fyb.de.
Herzlichst, Ihre
Tatjana Anderer