Medien- und Cleantech-Transaktionen stagnieren — M&A‑Aktivitäten bei Industrie-Dienstleistungen legen zu
Nach unseren Auswertungen und Erfahrungen ist das 3. Quartal grundsätzlich eher von weniger Abschlüssen gekennzeichnet – häufig werden in der Phase die Prozesse bis zum Jahresabschluss verlängert, um einen effizienten Unternehmensübergang ohne Zwischenabschlüsse zu ermöglichen.
In der Tat war das Jahr 2013 im Medienbereich, gemessen an der Anzahl der Transaktionen, eher ein ruhigeres Jahr. Dafür gab es einige sehr markante Leuchtturm-Transaktionen mit Signalwirkung für 2014: Übernahme des Wissenschaftsverlags Springer Science + Business Media durch Finanzinvestor BC Partners im Juni 2013 für 3,1 Mrd. EUR, Übernahme Scout24-Gruppe durch US-Finanzinvestor Hellman & Friedman (1,4 Mrd. EUR für 70 Prozent); Verkauf der Regionalzeitungen sowie Programm- und Frauenzeitschriften von Axel Springer an Funke Mediengruppe für 920 Mio. EUR (unterliegt der Zustimmung des Kartellamts), Teilausstieg der Finanzinvestoren Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR) und Permira bei ProSiebenSat1 (Erlös: knapp 2 Mrd. EUR). Und im Agenturumfeld ist die Konsolidierung immer weiter vorangeschritten, der Fokus der großen Networks verlagert sich immer mehr auf Asien, auf Agenturen mit hoher Digitalkompetenz sowie auf Branchenspezialisten, bswp. aus dem Gesundheitswesen.
Die Entwicklungen im Cleantech-Bereich sind in den einzelnen Segmenten teilweise sehr unterschiedlich. In jüngster Vergangenheit haben vor allem die zahlreichen Insolvenzen im Bereich der erneuerbaren Energien Investoren und Kapitalgeber vorsichtiger werden lassen. Generell gibt es aktuell für Finanzinvestoren nur eine geringe Anzahl an attraktiven Targets im Mid Cap Bereich, für die dann meist hohe Kaufpreise aufgerufen werden. Zudem sind viele mittelständische Cleantech Unternehmen schwer zu identifizieren und häufig noch frühphasig und somit eher für den VC Markt attraktiv. Viele Geschäftsmodelle müssen sich erst noch beweisen und sind von politischen Entscheidungen abhängig, was sich negativ auf die Deal-Aktivität auswirkt, da viele Investoren derzeit stabile Industrien bevorzugen.
Im Medienbereich gilt der Trend insbesondere für Deutschland, hier kam es sogar zu rückläufigen Dealzahlen im Vergleich zu den Vorquartalen sowie im Vergleich zu Q3 2012. Das mag aber auch an den Leuchtturm-Deals liegen, die von den M&A Abteilungen der involvierten Unternehmen viel Aufmerksamkeit fordern und dementsprechend weniger Kapazitäten für andere Deals (Zukäufe) zur Verfügung stehen.
Im Cleantech-Segment hat speziell die Solarbranche in Deutschland stark gelitten. Ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht abzusehen, zumal es auch starke politische Diskussionen um den steigenden Strompreis und die für Investoren wichtige Einspeisevergütung gibt, was die Unsicherheiten noch verstärkt. In den anderen Segmenten ist Deutschland traditionell gut aufgestellt wie bspw. in der Energieeffizienz, dem Maschinenbau oder der Mobilität, jedoch als M&A Markt noch etwas hinter anderen Ländern zurück. Deutsche Cleantech Unternehmen sind meist gut geführt und international ausgerichtet, werden jedoch häufig nicht als solche wahrgenommen. Daher besteht mittelfristig Potenzial für zunehmende Transaktionen in Deutschland speziell mit Beteiligung von Private Equity.
Branchenunahbhängig gehen wir von einem sehr regen M&A Markt in 2014 aus: die Erträge der Vorjahre stehen den Corporates als Akquisitionswährung zur Verfügung genauso wie die eigenen meist hoch-bewerteten Unternehmensanteile. Banken stehen mit günstigen Konditionen und vollen Bilanzen für Akquisitionsfinanzierungen bereit und für das Fundraising im Private Equity Umfeld war 2013 ein Rekordjahr. Insofern sucht viel Kapital nach attraktiven Assets. Und selten gab es so wenige „Krisenindikatoren“ in einer Hausse-Phase am Horizont.
Im Bereich Cleantech wird sich die Konsolidierung bei den erneuerbaren Energien fortsetzen bis sich international die Preise und Kapazitäten speziell für Solarmodule normalisiert haben. Eine Erholung der Branche ist auch davon abhängig, wie sich die politischen Rahmenbedingungen bezüglich der Einspeisevergütungen in den einzelnen Ländern entwickeln und damit die allgemeine Nachfrage. Deutschland hat durch den Atomausstieg eine Vorreiterrolle im Bereich der erneuerbaren Energie, was sich mittelfristig positiv auf die Investitionen und die allgemeinen Geschäftsaussichten in diesem Bereich auswirken wird. Als führender Standort für grüne Technologien in Europa wird die Bedeutung von Deutschland als Zielland für M&A Transaktionen weiter zunehmen und verstärkt auch ausländische Investoren anlocken.
Für die Industriedienstleistungen gehen wir von einer weiter steigenden Deal-Aktivität im Industrieservice-Bereich aus, getragen durch den Aufwärtstrend im gesamten M&A Markt. Allerdings muss man sich die einzelnen Segmente genauer anschauen. Im Bereich Facility Services beispielsweise können die Anbieter durch die Energiewende profitieren, indem sie nachhaltige Produkte bei der Energieoptimierung anbieten. Innovative Lösungsanbieter steigern ihren Marktwert und werden dadurch interessant für große Player. Ein anderer Aspekt ist der Mindestlohn, der zur Konsolidierung beitragen wird. Dienstleister, die Lohnerhöhungen nicht an den Kunden weiter geben können, werden schnell Ziel einer Übernahme.
Für das Medienumfeld erwarten wir viele Transaktionen im Bereich (a) Digitalisierung der Geschäftsmodelle (Big Data, Mobile Distribution, Sparten-TV Kanäle) (b) Erschließen angrenzender Einnahmequellen (Transaktionserlöse, Couponing, etc.) und © weitere Agenturkonsolidierung.