Beschreibung
Vorwort der Herausgeberin 2017Tatjana Anderer - Gründerin des FYB-Verlag
Die Gründerstimmung in Deutschland ist gut. Nur hat sich das leider noch nicht auf die Gründungszahlen niedergeschlagen. Obwohl es zahlreiche Förderprogramme nicht nur seitens der Regierung hierzulande gibt, fehlt es an „early adopters“, an Risikobereitschaft auf Seiten der Investoren. Viele Gründer würden lieber in die USA gehen. Der Zugang zu Kapital ist dort unkomplizierter, Geld fließt schneller, die Summen sind wesentlich höher, zudem erhalten die Startups mehr taktische Unterstützung. Vor allem in der Wachstumsphase gibt es in den USA mehr Geld. Die mächtigen Investoren reißen sich dort um junge Talente, für einen Entrepreneur ist das ein ausgezeichnetes Ökosystem. Während in Deutschland in 2015 gute 3,1 Milliarden Euro Risikokapital in 2015 geflossen sind, waren es allein im Silicon Valley 24,6 Milliarden Euro (Quelle Handelsblatt Research Institute). Es bleibt zu wünschen, daß sich deutsche Venture Capital- und Private Equity- Geber etwas mehr von der Leichtigkeit des Seins, des Investierens und der Risiko- Affinität ihrer amerikanischen Kollegen aneignen.
Geld gibt es genug. Überall. – Riesige Technologiefonds sprießen aus dem Boden: der japanische IT-Konzern Softbank gründet jetzt mit saudischem Geld einen sagenhaften 100 Milliarden-Dollar Technologie-Fonds, der weltweit agieren soll. Siemens legt gerade eine Milliarde in seinen neuen Technologiefonds Next47 mit Büros in München, Berkeley und Shanghai. Immer mehr große Family Offices wollen in Venture Capital und Private Equity investieren. Geld ist also vorhanden, es muss in Deutschland nur unkomplizierter und schneller an Startups und Wachstumsunternehmen vergeben werden (können).
Ein faszinierendes Phänomen sind die sogenannten Unicorns (Einhörner): Tech- Unternehmen, die als innovatives Startup angefangen haben und heute mit mindestens einer Milliarde US-Dollar bewertet werden. Insgesamt haben 40 europäische und insgesamt 229 Unternehmen die Milliardengrenze geknackt (Stand Januar 2016). Darunter Uber, Xiaomi, Airbnb, Palantir, Snapchat, Dropbox, Pinterest, Spotify, Deliveryhero oder Hellofresh. – Auf die Frage, wohin der Trend hingeht, welche Technologien das Leben von morgen bestimmen werden, ob es künstliche Intelligenz oder das maschinelle Lernen ist, gibt es eine profane Antwort: es wird nicht nur ein “next big thing” geben, sondern unzählige! Viele deutsche Unternehmen, so auch die Autoindustrie, sind gut beraten, eine Partnerschaft mit einem Silicon Valley-Player anzustreben und Kontakte zu den besten Software-Spezialisten suchen, die allerdings häufig aus dem Silicon Valley stammen, um ihre Zukunft zu sichern. Technisches Knowhow steht hoch im Kurs, gute Software-Ingenieure werden überall gesucht. – In der Finanzwelt sind Fin-techs sehr gefragt.