Chinesische Private Equity Investoren auf dem Vormarsch in Deutschland
Wir nehmen hier eine deutlich steigende Aktivität chinesischer Funds wahr. Während sich chinesische Funds bis dato darauf beschränkten, Real Estate Investments überwiegend in Großbritannien zu realisieren, strecken sowohl große staatliche als auch private Finanzinvestoren jetzt ihre Fühler nach Deutschland aus. Dies umfasst zum einen ausdrücklich und ausschließlich für den deutschen Zielmarkt zur Verfügung gestellte Funds-Mittel wie beispielsweise von der China Investment Corporation (CIC), hier mit einem Volumen von über EUR 750 Millionen. Zudem zeigt auch die Eröffnung von Büros in Deutschland, wie jüngst von Jiantou Investment (JIC) in Frankfurt am Main sowie die Einstellung von erfahrenen Investment Professionals in Deutschland, dass nun den Worten vergangener Tage Taten folgen.
In Zukunft werden wir nicht nur das bisher schon sehr aktive private Finanzkonglomerat FOSUN bei Akquisitionen in Deutschland und Europa sehen, sondern insbesondere staatliche Funds der Zentralregierung in Beijing und Finanzinvestoren mit gefüllten Kassen der verschiedenen, untereinander konkurrierenden Provinzen Chinas. Die Landschaft wird sich hier sehr verändern.
Chinesische Private Equity (PE)-Investoren haben bisher noch immer ein Problem mit dem Deal Sourcing. Dies gilt nicht für die großen Bieterverfahren, oftmals Secondaries, bei denen chinesische Finanzinvestoren gern gesehene Bieter sind und ohne Zutun auf die Short Lists rutschen und auch die gewünschten Prämien der Private Equity-Häuser überwiegend amerikanischer und englischer Provenienz zahlen. Die Herausforderung besteht darin, oftmals familiengehaltene Zielgesellschaften aus dem Mittelstand zu identifizieren, die hohe Wachstumschancen auf dem asiatischen Markt versprechen.
Dafür haben sich chinesische PE-Investoren mittlerweile aber ein Rezept bereitgelegt: Mehr und mehr suchen sie sich auf dem deutschen Markt eingesessene PE Funds oder Family Offices als Sparring-Partner oder Co-Investoren. Wurden die chinesischen Finanzinvestoren früher von den großen Playern im PE-Markt eher belächelt und arrogant behandelt, sind die Chinesen mittlerweile sehr geschätzt. Zum anderen wissen sie inzwischen genau, was sie wollen. Die Zeit der langen, nichtssagenden “Shopping Listen” ist vorbei. Wir sehen einen sehr professionellen Ansatz. Gefragt sind derzeit Targets für das Industrie-Upgrade in China, insbesondere aus dem Bereich der Automation und Roboterindustrie.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, den klassischen Mittelständler davon zu überzeugen, dass der zukünftige Eigentümer ein chinesischer Finanzinvestor sein könnte. Legt man jedoch die Fakten und die vielversprechenden Perspektiven einer Erschließung des chinesischen Marktes dem Mittelständler auf den Tisch, ist hier unserer Erfahrung nach, das Eis ganz schnell geschmolzen und der Boden für konstruktive Gespräche geschaffen.
War es zunächst Ablehnung und abwartende Skepsis, die den chinesischen PR-Investoren entgegengebracht wurde, sind nationale und internationale Private Equity-Häuser sich nunmehr durchaus bewusst, dass die chinesischen Finanzinvestoren nicht nur gute Käufer ihrer Portfoliounternehmen sind, sondern aufgrund der Marktnähe zu den asiatischen Wachstumsmärkten auch sehr versierte und vernetzte Co-Investoren.
Um einen Marktausbau in China mit dem erworbenen Target voranzutreiben, verfolgen chinesische Funds zunehmend die Strategie, branchenerfahrene chinesische Strategen an Bord zu holen und gemeinsam den Unternehmenskauf zu stemmen. Die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Finanzinvestoren in Bieterverfahren steigt dadurch, dass der “Market Roll Out” von Produkten der potentiellen Portfoliogesellschaften im Vorhinein mit Hilfe strategischer chinesischer Marktteilnehmer einkalkuliert wird und so Prämien gezahlt werden können, die andere Bieter, seien es Finanzinvestoren oder reine Strategen, nicht in der Lage sind, überhaupt zu bieten.
Über Florian Hirschmann
Florian Hirschmann ist Rechtsanwalt und Partner bei DLA Piper in München und berät sowohl Finanzinvestoren als auch strategische Investoren auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts, insbesondere in nationalen und internationalen Private Equity und M&A‑Transaktionen, Venture Capital und Joint Ventures. Als Co-Head des China Desk berät Florian Hirschmann zahlreiceh chinesische Finanzinvestoren und Strategen bei Unternehmenskäufen in Deutschland. Als Beirat der Cannonball Gruppe berät er aktiv bei Investitionen, Strukturierungsthemen und steht den Kunden als Sparrings-Partner zur Verfügung. Vor seinem Wechsel zu DLA Piper im Jahr 2014 arbeitete Florian Hirschmann mehrere Jahre als Partner für eine führende amerikanische und englische Großkanzlei in München und Frankfurt am Main.
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