Deal by Deal-Investitionen
Als wir Alphaville Capital 2016 ins Leben riefen, gab es noch kaum Direktbeteiligungsangebote für Family Offices und Privatinvestoren. Diese waren zudem oft durch intransparente und u.E. überhöhte Gebührenstrukturen für Geldgeber gekennzeichnet. Entsprechend waren viele Family Offices aus unserem Netzwerk mit der Angebotsqualität, ‑struktur ebenso wie mit dem Beteiligungscontrolling und ‑reporting unzufrieden. Wir haben deshalb die gängigen Konzepte im Detail analysiert und uns überlegt, wie wir ein innovativ angelegtes Direktbeteiligungsmodell so gestalten können, dass zwischen Anteile abgebenden Unternehmern, uns als Initiatoren und privaten Co-Investoren tatsächlich gleichgerichtete Interessen hergestellt werden. Entscheidend hierfür ist, dass alle Parteien gleiches „Skin in the game“ haben und nicht in jedem Fall, sondern nur dann profitieren, wenn ein Investment erstens tatsächlich zustande kommt und zweitens erfolgreich entwickelt und z.B. verkauft wird.
Um dies zu gewährleisten, suchen und prüfen wir spannende Investitionsmöglichkeiten stets zunächst auf eigenes Risiko und gehen in Vorleistung. Ohne Druck, vorab eingesammelte Mittel möglichst schnell investieren zu müssen, suchen wir uns unsere Investments sehr genau aus und erarbeiten gemeinsam mit den abgebenden Unternehmern einen belastbaren strategischen Plan für die nachhaltige Wertsteigerung. Auch wird eine dazu passende Struktur geschaffen, die z.B. neben einer Anteilsabkaufs- auch eine Kapitalerhöhungskomponente vorsehen kann — oder bei entsprechendem Rechtekatalog etwa auch Minderheiten mitgehen kann. Gemeinsam mit den Altgesellschaftern des Zielunternehmens wird auf dieser Basis ein Vertragswerk für den Einstieg verhandelt. Mit Blick auf dieses maßgeschneiderte, deal-adäquate Gesamtpaket treffen wir dann für uns persönlich die Investitionsentscheidung. Mit dem unterschriftsreifen Beteiligungsangebot und allen Details im Gepäck, gehen wir dann auf unsere Co-Investoren zu und laden diese ein, die konkrete Opportunität, das Team, den strategischen Plan, die Werthebel, die Strukturierung, die Asset Protection Rights etc. auf Herz und Nieren zu prüfen und bei positivem Votum zusammen mit uns zu investieren.
Die Risiken für sämtliche Schritte bis zur Unterschrift, also Dealsourcing, Due Diligence, Strukturierung, Vertragsverhandlung und Investorensuche tragen wir dabei zunächst einseitig selbst. Nur bei erfolgreichem Closing werden diese auf alle Co-Investoren verteilt. Das ist für Investoren deutlich günstiger, als wenn sämtliche Akquise- und Prüfungskosten — auch für alle Broken- oder verlorenen Deals — an den Fonds und damit indirekt die Investoren weiterverrechnet werden. Die Management-Fee werden nicht ex ante für das gesamte Fondsvolumen, unabhängig vom Investmentfortschritt bzw. Mittelabruf erhoben, sondern eben nur für einen tatsächlich stattgefundenen Deal. Unter dem Strich können wir so handverlesene Investments, gleichgerichtete Interessen und hohe Flexibilität bei deutlich geringeren Kosten anbieten.
In der Tat sind unsere Direktbeteiligungen bewusst anders aufgesetzt als das klassische „Blindpool“-Modell großer PE-Fonds. Diese werben die Mittel im Vorfeld primär von institutionellen Investoren auf Basis des Track Records und des Vertrauens ins Investment-Team ein, ohne über die jeweilige Fondsstrategie hinausgehend sagen zu können, wann und wofür welche Mittel konkret verwendet werden. Der einzelne Investor hat hierbei in der Regel keinerlei Mitspracherecht, er kann ein Einzelinvestment nicht ablehnen oder zu teuer, zu riskant etc. finden. Dies ist bei uns anders: Jeder Investor kann beteiligungsindividuell entscheiden, ob und in welcher Höhe er mitinvestiert.
Welche Formen sich hierfür anbieten, kommt ganz auf die jeweilige Beteiligungsmöglichkeit und die angestrebte Zielsetzung an: Soll eher ein Dividendenmodell verfolgt sowie die Beteiligung langfristig strategisch weiterentwickelt und gehalten werden, kommt z.B. eine sog. Operative Holding oder eine AG infrage. Steht hingehen mittelfristig ein Weiterverkauf oder Gesamtexit im Raum, bietet sich die Auflage eines sog. Spezial Alternative Investment Fund (AIF) an. Hierfür verfügen wir über eine bei der BaFin registrierte Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), die nach bestimmten aufsichtsrechtlichen Regeln deal-spezifische Fonds auflegen darf. Die Investoren statten das Fondsvehikel mit den entsprechenden Mitteln exakt für den vorher benannten Investitionszweck sowie die gewählte Struktur aus. Dabei treten alle Investoren inkl. uns selbst dem gleichen, einheitlichen Vertragswerk bei, das den gesamten Investorenkreis auch ökonomisch auf Augenhöhe bringt. Jeder, egal von welchem Investor eingesetzte Euro erfährt relativ zur Laufzeit die gleiche Verzinsung. Über ein Erwerbervehikel fließen die Mittel dann in die Beteiligung. Auch ist für das konkrete Investment vorher bekannt, wie die Mittel voraussichtlich über die Zeit verteilt abgerufen werden.
Bei einer klassischen Beteiligung kann die Struktur der Kapitalabrufe beispielsweise ganz anders aussehen, als wenn z.B. ein Branchenkonsolidierungskonzept mit Buy and Build Charakter, d.h. multiplen Zukäufen über die Zeit verfolgt wird. Auf diese Weise können Investoren die Größenordnung der erforderlichen Mittel jährlich budgetieren und müssen nicht die volle Liquidität über die gesamte Laufzeit kurzfristig abrufbereit halten. Dadurch werden die in der Gesamtbetrachtung von Fondsrenditen oft gar nicht einbezogenen Opportunitätskosten des (noch) nicht investierten Geldes signifikant reduziert. Auch haben die Investoren in unserem Modell im Vergleich zu klassischen Fonds deutlich erweiterte Mitsprachemöglichkeiten und sind „näher dran“. Je nach Ressourcen, Zeit und Lust können einzelne Investoren z.B. ihr Netzwerk einbringen, Ideen oder Fragen direkt mit uns besprechen und nach Wunsch eine formellere Rolle im Beirat des Erwerbervehikels übernehmen. Oder alternativ das Controlling der Beteiligung weitgehend auf uns Initiatoren delegieren und sich „nur“ in regelmäßigen Abständen über die Reportings sowie in Gesellschafterversammlungen informieren. Hier erleben wir die ganze Bandbreite, je nachdem wieviel Aufwand ein Investor in die Begleitung seines Investments stecken kann und möchte.
Wir sind grundsätzlich branchenagnostisch und suchen unsere Beteiligungen danach aus, ob Thema, Team und Konstellation eine solide, nachhaltige Wertsteigerung mit hinreichender „Downside-Protection“ sicherstellen. Unsere Investments orientieren sich an Grundsatztrends wie Gesundheit, Umwelt, Digitalisierung, Sicherheit oder Demographie. Dabei legen wir neben attraktiver Rendite auch hohen Wert auf Verantwortung und Nachhaltigkeit. Durch proprietär entwickelte Beteiligungen, ein tiefes Verständnis für Märkte und Geschäftsmodelle, unseren Fokus auf profitabel wachsende Geschäfte mit strukturellem Rückenwind und einem „digitalen Edge“ sowie Flexibilität in der Umsetzung schaffen wir die Basis für eine überdurchschnittliche Wertsteigerung.
Themen, für die wir nicht über umfassende Erfahrung sowie sehr gutes Judgement verfügen, verfolgen wir nicht. Wir haben aufgrund unserer Struktur keinerlei Druck, Gelder schnell investieren, überzogene Preise mitgehen sowie strukturell oder vertraglich unvorteilhafte Kompromisse eingehen zu müssen. Die Unabhängigkeit von jeglichen Vorab-Versprechungen erlaubt eine wirklich freie, objektive und risikominimierende Auswahl. Entscheidend ist, dass unsere Co-Investoren Direktbeteiligungen als Teil ihrer klassischen Vermögensverwaltung begreifen. Ausfälle können wir uns in einer Deal-by-Deal Struktur nicht leisten, auch können wir non-Performer nicht wie in einem breiten Fonds durch das Portfolio auffangen.
Bisher sind wir deshalb nur eine Handvoll Beteiligungen eingegangen, von denen wir 100% überzeugt waren und die sich seitdem auch sehr gut entwickeln u.a. in den Bereichen Fahrräder, Gesundheit oder Digital Health. Weiterhin ist unseren Investoren wichtig, in richtige, gesellschaftlich wünschens- und förderungswerte Themen zu investieren. Viele haben ihr Geld selbst unternehmerisch verdient und wollen einen Teil ihres Erfolgs zurückgeben, zukunftsträchtige Arbeitsplätze schaffen, Wachstum befördern und etwas zum Besseren wenden. Dafür suchen wir uns einen homogenen Investorenkreis, der dieses Grundverständnis teilt — ganz primär rund um gleichgesinnte Family Offices, Privatpersonen und private Stiftungen aus der DACH-Region. Neu hinzutretende Investoren treffen wir stets persönlich und etablieren eine vertrauensvolle Beziehung, in der man sich kennt und schätzt. So können wir uns – von Unternehmern zu Unternehmern – auch über potenziell kritische Entwicklungen und Ausnahmesituationen wie Corona oder die Lieferkettenkrise konstruktiv austauschen, unplanbare Chancen ergreifen und tragfähige Wachstumsperspektiven jenseits einer Quartalszahlenorientierung umsetzen. Unsere vertraglichen Strukturen erlauben dafür — in Abstimmung mit den Co-Investoren — ein hohes Maß an Flexibilität und stellen sicher, dass wir nicht zur „Unzeit“ verkaufen müssen – etwa weil sich eine Fondslaufzeit dem Ende zuneigt oder ein Investment das letzte ist, dessen Verbleib der Ausschüttung der Fondsrendite im Wege steht. Über einzelne Beteiligungen wird in unserem Modell ausschließlich aus Sicht der Wertmaximierung des jeweiligen Unternehmens entschieden und erwirtschaftete Renditen fließen sofort – und nicht erst zum Ende der Fondslaufzeit – an die Investoren zurück.
Über Dr. Tobias Sitte
Seit 2016 Co-Founder & Managing Partner der Alphaville Capital GmbH & Co. KG. Von 2003–2016 bei Oliver Wyman GmbH, Partner (Bereiche Automotive & Manufacturing, Digital Industry, Operations & Supply Chain). 2000–2003 Lehrstuhl für Strategische Unternehmensführung, LMU München (Prof. Dr. Dres. h.c. Werner Kirsch), wiss. Mitarbeiter: Promotion/ M.B.R.; Studium BWL & Politikwissenschaften, Albertus-Magnus-Universität Regensburg, ESC Rouen/ Frankreich, LMU München.