Finanzierungen bei internationalen M&A‑Transaktionen
ARGONAS
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25. März 2015
1. Mit welchen Anforderungen sind heute spezialisierte Berater wie Sie bei Finanzierungen von grenzüberschreitenden Unternehmenstransaktionen konfrontiert?
Generell sind für die Entwicklung einer optimalen Finanzierungsstruktur für eine „Cross-Border-Akquisition“ sowohl lokale Finanzierungsoptionen im Land des Zielunternehmens sowie des Käuferunternehmens zu berücksichtigen. Auch überregional agierende Finanzierungspartner können eine bedeutendere Rolle spielen, die grundsätzlich in beiden relevanten Märkten aktiv sind. Gleichzeitig gewinnen Finanzierungspartner außerhalb des Bankensektors gerade für individuelle Finanzierungslösungen, wie sie regelmäßig im Bereich der Akquisitionsfinanzierung, oft aber auch für reine Unternehmensfinanzierungen angestrebt werden, größere Bedeutung. Überregional aktiv sind insbesondere viele Debt Fonds. Hier gilt es für einen Corporate Finance Berater das weite Spektrum möglicher „Lösungsbausteine“ zu identifizieren, Vor- und Nachteile der Einzeloptionen zu analysieren und daraus ein optimales Gesamtfinanzierungspaket zu entwickeln. Im Kontext einer Unternehmenstransaktion ist dabei der M&A‑Prozess und die mit dem Eigentümerwechsel verbundene weitere Strategie der Unternehmensentwicklung auch für die Finanzierung zu berücksichtigen. Insgesamt ist Es ist ein komplexer Prozess, die Besonderheiten einzelner Finanzierungskomponenten, regionale Anforderungen an das spezifische Zielunternehmens optimal zu verknüpfen. Im Ergebnis sollte eine maßgeschneiderte Lösung entstehen, die regelmäßig von traditionellen „Standardstrukturen“ im Bankenmarkt abweicht.
Der Koordinierungsaufwand sowie die Ansprüche an Dokumentation und Planungstransparenz sind dabei wesentliche Argumente für die Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Berater wie ARGONAS. Bei grenzüberschreitenden Unternehmens-transaktionen erhöhen sich die Anforderungen regelmäßig, da steuerliche, buchhalterische und regulatorische Besonderheiten über mindestens zwei Jurisdiktionen beachtet werden müssen und somit das Management der Interdependenzen zwischen M&A und Finanzierungsprozess einen besonderen Stellenwert in der Tätigkeit des Beraters einnimmt.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der kürzlich durch uns begleitete Erwerb des italienischen Maschinenbauers ITALPRESSE durch AUCTUS. Im Rahmen dieser Transaktion erwarb ein deutscher Privat Equity Investor ein italienisches Zielunternehmen mit internationalen Aktivitäten. Die Senior-Finanzierung erfolgte durch ein italienisches Bankenkonsortium, das im Rahmen eines „Club Deals“ mehrere Finanzierungstranchen bereitstellte. Des Weiteren hat eine Schweizer Versicherung Avallinien und ein französischer Private Debt Fonds eine Mezzaninekapital-Finanzierung bereitgestellt. Die Finanzierung erfolgte dabei sowohl auf Unternehmens- als auch Holdingebenen in Deutschland und Italien.
2. Wie sehen Sie die aktuelle Preisentwicklungen bei den PE-Beteiligungen? In Deutschland? In Europa?
Insbesondere in Deutschland befinden wir uns seit einiger Zeit in einem Verkäufermarkt, so dass die Preise insgesamt sehr – zum Teil ungewöhnlich – hoch sind. Dies ist zum einen auf die positive wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland seit der Finanzkrise zurückzuführen, insbesondere aber auch auf sehr hohe Liquidität und Anlagedruck bei Investoren kombiniert mit einem grundsätzlich extrem niedrigen Zinsumfeld. Deutschland ist seit einigen Jahren bei vielen Investoren neu in den Fokus gerückt und auf dem deutschen Markt bereits aktive Investoren haben zusätzlich ihr Engagement in Deutschland weiter ausgebaut. Dies führt in Deutschland dazu, dass Unternehmenstransaktionen überwiegend in kompetitiven Prozessen stattfinden und zurzeit selbst für zyklische Branchen oder Unternehmen in Schwierigkeiten vergleichsweise hohe Bewertungen erzielt werden können. Allerdings sehen wir in den letzten Monaten auch, dass insbesondere bei der Bewertung einiger zyklischer Branchen langsam wieder mit mehr Vorsicht vorgegangen wird.
In Europa zeigt sich aus unserer Sicht ein heterogenes Bild. In den meisten Ländern können die hohen deutschen Bewertungen nicht erreicht werden, selbst wenn das allgemeine Bewertungsniveau im historischen Vergleich trotzdem hoch ist. Bei Unternehmen, die stark international aufgestellt sind und weniger von ihrem eigentlichen Heimatmarkt abhängen, ergibt sich damit oft die Chance, diese mit einem Bewertungsabschlag zu vergleichbaren deutschen Unternehmen zu erwerben. Vor diesem Hintergrund erleben wir nun auch häufiger, dass Investoren mit Deutschlandfokus in benachbarte Länder ausweichen, insbesondere für Add-on Akquisitionen zu bestehenden Beteiligungen.
3. Welche Spezialisierungen bietet ARGONAS an? (Wie unterscheiden sich die Prozesse bei ARGONAS von denen der Investmentbanken?)
Als unabhängige Corporate Finance Beratung kombinieren wir in unserem Team langjährige Erfahrungen sowohl im M&A als auch im Finanzierungsbereich und sind damit in der Lage, integrierte Corporate Finance Beratung und maßgeschneiderte Lösungen für eine Vielzahl möglicher Transaktionen und Projekte anzubieten. Mit diesem Ansatz sind wir sowohl ein starker Partner für dezidierte M&A- und Finanzierungsprozesse, zeichnen uns aber insbesondere auch in Projekten aus, die beide Komponenten beinhalten und wo die „Schnittstelle“ zwischen M&A- und Finanzierungsprozess regelmäßig eine Herausforderung darstellt. Im Vergleich zu einem Ansatz, bei dem M&A und Finanzierungsstränge durch separate Teams begleitet werden (wie dies in Investment Banken, aber auch vielen unabhängigen Beratungshäusern der Fall ist!) können wir mit unserem integrierten Beratungsansatz hier einen deutlichen Mehrwert leisten. Gleichzeitig verfügen wir – wie u.a. das Beispiel ITALPRESSE zeigt – über die Erfahrungstiefe sowie die Netzwerke, um auch sehr komplexe und anspruchsvolle Transaktionen erfolgreich umsetzen zu können.
Prozessual lehnen wir uns grundsätzlich an die Prozesse der Investmentbanken an, adaptieren diese aber für unseren Fokusbereich „kleine und mittelgroße Transaktionen“. Wir steigen daher insbesondere sehr tief in die Geschäftsmodelle und Analyse von Cash Flow Profilen ein. Im Kern ist unsere feste Überzeugung dabei, dass gerade bei mittelständischen Unternehmen der Transaktionserfolg (ob M&A oder Finanzierungsprozess) wesentlich davon abhängt, diese Aspekte vollständig zu verstehen und mit Finanzierungspartnern oder Käufern glaubhaft einen realistischen „Financing-„ oder „Investment-Case“ etablieren zu können. Nur so können wir auch gute Investoren oder Finanzierer zu attraktiven Konditionen für eine Transaktion gewinnen; dementsprechend sehen wir uns klar als Berater und weniger als „Verkäufer“ oder „Makler“.