25. Oktober 2012
Nach einer Investitionspause zu Jahresbeginn haben deutsche Wagnisfinanzierer im zweiten Quartal dieses Jahres wieder kräftiger investiert. Zu diesem Ergebnis kam das Venture Capital Panel, das die VDI nachrichten und die Münchener Beratungsfirma FHP Private Equity Consultants vierteljährlich erheben. – Die steigende Zahl der Investitionen ging demzufolge vor allem auf das Konto privater Wagnisfinanzierer. Berlin erwies sich wieder als Mekka für Hightech-Gründer: Mehr als jedes vierte Unternehmen, das frisches Geld erhielt, hat seinen Sitz in der Hauptstadt. Welche Branchen im Trend liegen und wer die Player sind, dazu 3 Fragen an:
Dazu 3 Fragen an Rechtsanwalt und Sozius bei Salans LLP, Frankfurt
1. Welche Branchen liegen bei der deutschen Venture Capital-Industrie im Trend?
Bei den VC-Investments der vergangenen Monate standen regelmäßig solche Start-ups und junge Unternehmen im Vordergrund, die – bei begrenztem Kapitaleinsatz (capex light) – Produkte anbieten, für die es skalierbare Märkte gibt. Wichtig ist den VC-Investoren, dass die finanzierten Unternehmen eine konkrete Idee haben, wie sie ihre Ideen monetarisieren können. Insofern hat sich der Trend hier nicht verändert. Für den Bereich Life Sciences z.B. folgt daraus: Im Bereich der Medizintechnik wird investiert, im Bereich Pharma dagegen kaum. Im Cleantech-Sektor finden Komponentenhersteller einfacher einen Sponsor aus dem VC-Umfeld, als Anlagenbauer oder Prozesstechniker. Im Internetbereich tun sich reine eCommerce-Anbieter schwer, da Märkte hier dann wenig skalierbar sind, wenn Nachahmer dem finanzierten Unternehmen schnell Konkurrenz machen können.
Man kann aber dennoch sagen, dass bestimmte Branchen, insbesondere (wieder) im Technologiebereich, in den letzten Monaten verstärkte Aufmerksamkeit erhalten haben. Hierzu gehören neben den bereits genannten Bereichen Medizintechnik und Cleantech z.B. die Bereiche Biotechnologie und Automotive insbesondere im Bereich eMobilität und intelligentes Energiemanagement. Der Sektor Erneuerbare Energien freuen sich über steigendes Interesse. Im Bereich Internet und mobile Kommunikation versuchen VC-Fonds derzeit verstärkt, auf den Zug in der Games-Branche aufzuspringen. Dagegen finden VC-Investitionen in soziale Netzwerke oder im Bereich Online-Musik-Distribution in der jüngsten Zeit eher verhalten statt. IT- und Software-Anbieter mit marktreifen Produkten haben derzeit vor allem in den Segmenten Cloud Computing und Software-as-a-Service gute Chancen einen VC-Investor zu finden.
2. Welche Investoren sieht man vorrangig aktiv?
Bei den VC-Fonds hat man in der letzten Zeit neben den größeren VC-Fonds in Deutschland, wie z.B. Earlybird, High-Tech Gründerfonds, Wellington Partners häufig kleinere Fonds gesehen, die klare Branchen- oder Themenschwerpunkte haben. Mittlerweile zieht es auch ausländische VC-Fonds wieder verstärkt nach Deutschland. Teilweise schauen sich, wenn es um weitere Finanzierungsrunden oder Wachstumsfinanzierungen geht, auch Small und Medium Cap-Private Equity-Fonds (etwas Demeter im Bereich Cleantech) Unternehmen an, die eigentlich einen VC-Investor suchen.
3. Ist ein Wandel der Investoren-Szene zu beobachten? Wer sind die ’neuen’ Investoren?
Tatsächlich ist die Szene bunter geworden. Im Seed- und Start-up-Bereich sind neben den Business Angels nun auch eine Reihe von Family Offices, Inkubatoren und Serial Investors unterwegs. Beispielsweise treten eine Reihe von Gründern aus der Internet 1.0‑Zeit jetzt im Internet 2.0‑Zeitalter als Investoren auf. Crowdfunding ist eine weitere Erscheinung, um die es einen echten Hype gibt. Bei realistischer Einschätzung kann Crowdfunding jedenfalls im Bereich der Seedfinanzierung bis ca. EUR 100.000 VC-Investments substituieren. Daneben sind insbesondere die Corporate VCs, wie z.B. T‑Venture, Bertelsmann Digital Media Investments und BASF Venture Capital, derzeit wieder aktiver als noch vor wenigen Jahren.