Impact Investing — die Wirtschaft der Zukunft finanzieren
Planet A
Weitere Interviews
31. März 2022
1. Wie stellen Sie fest, ob das Geschäftsmodell von Startups einen positiven Einfluss auf den Planeten und das Potenzial für starkes Wachstum zugleich hat?
Dazu prüfen wir die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten des Geschäftsmodells: die Größe des Marktes, die Regulatorik, das Wettbewerbsumfeld, die Skalierbarkeit. Diese Faktoren müssen uns zu 100 Prozent überzeugen. Außerdem legen wir Wert darauf, das Gründer-Team kennenzulernen und einen Eindruck von seiner Erfahrung und seinen Zielen zu gewinnen.
2. Wie definieren Sie den USP von Planet A?
Unser USP liegt in der wissenschaftlichen Bewertung der Nachhaltigkeit. Hierfür haben wir zwei erfahrene Wissenschaftler an Bord geholt. Mithilfe ihrer Analysen können wir fundierte Aussagen darüber treffen, ob die Innovation eines Unternehmens wirklich Teil der Lösung ist. In der Konsequenz finanzieren wir nur Unternehmen, die positive Effekte in mindestens einem der folgenden vier Bereiche haben:
Reduktion von Treibhausgas-Emissionen, Einsparung von Ressourcen, Abfallvermeidung, Schutz der Biodiversität.
Diese positiven Effekte berechnen wir in den sogenannten Lebenszyklus-Analysen. Hier beziehen wir alle Ressourcen, Materialflüsse und Emissionen ein, die über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung hinweg anfallen. Von der Gewinnung der Rohstoffe über den Transport bis zum Lebensende. Dazu werden Daten der Unternehmen heran gezogen, global genutzte Datenbanken sowie wissenschaftliche Studien. Die Ergebnisse vergleichen unsere Experten mit Werten von Referenzprodukten oder ‑dienstleistungen. So gelingt es uns, treffsicher zu ermitteln, wie hoch das ökologische Innovationspotenzial eines Startups ist.
3. Was leisten Ihre Investments konkret?
Werfen wir einen Blick auf eines der dringlichsten Umweltprobleme unserer Zeit: die Verschmutzung des Erdballs mit Plastik. 85 Prozent des Plastiks, das jemals produziert wurde, liegt heute noch auf Deponien, wilden Müllkippen oder schwimmt in unseren Ozeanen. Diese ungeheuren Plastikmengen sind nicht kompostierbar und entwickeln sich zu einer immer größeren Belastung für Natur und Mensch – vor allem in weniger entwickelten Teilen der Erde.
Unser Portfoliounternehmen traceless materials, ein erst 2020 gegründetes Hamburger Startup, hat ein erstaunliches Produkt entwickelt, das dieser Vermüllung unseres Planeten ein Ende setzen kann: eine vollständig kompostierbare Alternative zu Plastik. Es klingt fast zu gut, um wahr zu sein, doch das Produkt bringt alle positiven Eigenschaften herkömmlicher Kunststoffe mit, löst sich aber zu 100 % wieder auf. Gleichzeitig kommt es in vielen verschiedenen Varianten: als Alternative zu Hartplastik, als flexible Folie oder als dünne Beschichtung. Diese Materialien werden in innovativen Verfahren aus Abfallprodukten der Landwirtschaft hergestellt. Im Vergleich zu herkömmlichem Plastik stößt ihre Herstellung 87 % weniger CO2 aus. Damit trägt traceless materials wesentlich zu Klima- und Ressourcenschutz bei.
Über Lena Thiede
Lena Thiede ist internationale Umwelt- und Klimaexpertin mit langjähriger Erfahrung im Bundesentwicklungsministerium und in Afrika. Bei Planet A ist sie für die Wirkungsbemessung zuständig. www.planet‑a.com