Infrastrukturanleihe — eine neue Finanzierungsoption
Der Markt für Mittelstandsanleihen erfährt seit nunmehr über zwei Jahren ein starkes Wachstum und wir sehen Unternehmen aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichsten Emissionskonzepten, welche den Schritt an den Kapitalmarkt wagen. Emittenten mit eigener, bereits bestehender Infrastruktur – z.B. Energieversorgungs-unternehmen, Anbieter einer Verkehrs-infrastruktur oder Netzanbieter – stellen hier noch eine Ausnahme dar, obwohl diese häufig für festverzinsliche Wertpapiere wie eine Anleihe die optimalen Voraussetzungen bieten: ein etabliertes Geschäftsmodell mit konstanter Nachfrage und deshalb gut planbaren Cash Flows sowie Assets, welche als Sicherheit dienen können.
In Zeiten, in welchen Banken mit der Kreditvergabe immer restriktiver werden und die Handlungsfähigkeit von Unternehmen zum Teil erheblich einschränken, bietet eine Anleihe als Baustein im gesamten Finanzierungskonzept eine sehr gute Alternative. Der Zinssatz, den Emittenten an Anleihegläubiger zahlen, ist zwar in aller Regel höher als der Zins für einen Bankkredit, dafür haben die Unternehmer eine Reihe von anderen Vorteilen. Insbesondere durch die Endfälligkeit der Anleihe und gleichbleibenden Anleihebedingungen über die gesamte Laufzeit wird die Handlungsfähigkeit der Unternehmen entschieden erhöht, woraus sich erhebliche Wettbewerbsvorteile ergeben können. Daneben rückt das Unternehmen über den Kapitalmarkt in die Öffentlichkeit und kann dadurch ihren Bekanntheitsgrad steigern.
Eine pauschale Aussage zur Sicherheit einer Infrastruktur-Anleihe kann leider nicht getroffen werden. Für die Bewertung einer Anleihe spielt zunächst das emittierende Unternehmen die wesentliche Rolle, welches jeweils individuell unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren, wie z.B. des Geschäftsmodells, der Sicherheit und Planbarkeit der Cash Flows, etc. betrachtet werden muss. Bei Unternehmen mit eigener Infrastruktur bietet sich an, werthaltige Assets als Sicherheit für die Anleihegläubiger einzusetzen, um so die Zinsbelastung für den Emittenten zu senken.
Seit Kurzem kann beobachtet werden, dass vermehrt Anleihen mit Sicherheitenkonzepten begeben werden. Grundsätzlich sei jedoch auch an dieser Stelle angemerkt, dass man sich die Sicherheitenkonzepte stark unterscheiden und jedes vor der Zeichnung einer Anleihe sehr detailliert analysiert werden muss. Sicherheiten werden erst dann zur Bedienung von Ansprüchen der Anleihegläubiger herangezogen, wenn es zu einem Zahlungsausfall bzw. ‑verzug beim Emittenten kommt. Entscheidend im Fall eines Zahlungsausfalls sind die Durchgriffsmöglichkeiten des Treuhänders sowie die Werthaltigkeit und Verwertbarkeit von Sicherheiten. Eine Sicherheit, welche im Zweifel nicht verwertet werden kann, hat für einen Anleihegläubiger keinen Wert.
Die Börsensegmente für Mittelstandsanleihen sehen alle eine privatanlegerfreundliche Stückelung in Höhe von 1.000,- Euro vor, sodass diese Wertpapiere nicht nur für die klassischen institutionellen und semi-institutionellen Investoren sowie Family Offices interessant sind, sondern auch für Privatanleger. Je nach Bekanntheitsgrad der Emittentin, Ausgestaltung der Anleihe und Wahl der Platzierungs- und Kommunikationswege werden in der Regel zwischen 60 und 80 Prozent des Emissionsvolumens von professionellen Anlegern gezeichnet.
Ob sich Infrastrukturanleihen für Mittelständler etablieren werden, wird unter anderem vom Erfolg der Vorreiter — Unternehmen wie dieses, welches wir im Moment begleiten — abhängen. Wir denken, dass sich Sicherungskonzepte im Markt für Mittelstandsanleihen mehr und mehr durchsetzen werden. Wir sehen uns hier als Vorreiter mit innovativen Konzepten.