Pandemie-relevante Auswirkungen auf den M&A‑Sektor
Die Antwort auf diese Frage kann zur Zeit nur eine Momentaufnahme sein, aber . Es gibt viele Anzeichen dafür, dass das M&A‑Volumen deutlich sinken wird: Viele Investoren konzentrieren sich jetzt erst einmal darauf, ihre Portfolio-Unternehmen so gut wie möglich durch die Krise zu steuern. Wer nicht muss, verkauft jetzt nicht. Daher werden sich die Haltedauern tendenziell verlängern.
Auch sind große Finanzierungen erheblich schwieriger geworden. Banken und Debt-Fonds haben eine Risikoanpassung vorgenommen. Sie verlangen deutlich höhere Preise und treten beim Leverage auf die Bremse. In den kommenden 12–18 Monaten wird die Frage, wie sich ein Unternehmen in der Krise behauptet hat, ein zentraler Punkt in jeder Due Diligence sein. Diejenigen, die dabei schwach abschneiden, werden Bewertungsabschläge hinnehmen müssen – das erschwert den Konsens mit potenziellen Käufern. Anders sieht es bei Firmen aus, die die Krise gut überstehen. Wirklich gute Unternehmen sind in jeder Marktphase ein knappes Gut, für die finden sich immer Käufer, die auch einen entsprechenden Preis zahlen. Chancen für PE-Investoren könnten sich auch daraus ergeben, dass sich unseres Erachtens einige Familien in den nächsten Monaten wahrscheinlich dazu entscheiden werden, ihr Familienunternehmen nach dieser Krise zu veräußern, um das darin gebundene Vermögen in die Privatsphäre zu überführen.
Branchen wie Tourismus und Hotels, Gastronomie, Event und Catering sind massiv betroffen. Die deutsche Automobilindustrie und damit auch deren Zulieferer werden wohl länger leiden. In vielen europäischen Märkten haben die Menschen auf absehbare Zeit andere Bedürfnisse als neue Autos zu kaufen, allerdings zieht der Fahrzeugabsatz in China bereits wieder deutlich an. Bei vielen Maschinenbauern gehen keine Aufträge mehr ein. Dazu kommt, dass für die deutsche Exportwirtschaft das allgemeine Wettbewerbsumfeld schon vor der Pandemie fordernd war – Stichworte Handelskriege, gebremstes Wachstum in China, Brexit, Umstellung auf Elektromobilität. Wir erwarten also, dass die Finanzierungsberatung und Transaktionen im Bereich Distressed Assets für uns als Berater an Bedeutung gewinnen werden.
Auf der Gewinnerseite werden Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft jetzt natürlich noch attraktiver, als sie es ohnehin schon waren. Auch Software- und IT-Unternehmen sowie Unternehmen in Umfeld der Nahrungsmittelproduktion und Industrieautomation bleiben gefragt. Aber man muss sich die Subsektoren sehr genau anschauen. Nehmen Sie die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie als Beispiel: Zurzeit liest man viel darüber, dass die Menschen jetzt zuhause mehr Bier und Wein trinken. Den Verbrauch bei Festivals, in Fußballstadien und der Gastronomie wird das aber nicht kompensieren. Bei Tiefkühlkost dagegen könnte die Nachfrage steigen. Wir erwarten allerdings auch, dass die Preise für Grundstoffe in der Produktion und damit die Lebensmittelpreise insgesamt steigen werden. Das zeigt, wie schwer es aktuell ist, Pauschalaussagen zu treffen.
Das Niedrigzinsumfeld dürfte jetzt für lange Zeit zementiert sein, also werden Pensionsfonds und Versicherungen weiterhin immer mehr Vermögen in alternative Investments allokieren. Damit bleibt der grundsätzliche Trend hin zu diesen Anlageformen intakt. – Es könnte aber einige Verschiebungen geben: Ein Private Debt-Fonds tut sich bereits mit nur einem verlorenen Investment schwer, eine positive Rendite zu erwirtschaften. Dort steigt jetzt das Risiko. Infrastruktur hingegen könnte interessanter werden. Private Equity bleibt daher auf jeden Fall attraktiv. Die Bedeutung großer Investmentgesellschaften wie beispielsweise Ardian, Blackstone und KKR nimmt weiter zu, denn sie erweitern ihre Plattform kontinuierlich und werden zunehmend zu Vermögensverwaltern, die Anlegergelder in verschiedenen Assetklassen verwalten. Sie haben bislang einen guten Track Record, der weiteres Kapital anzieht. Jetzt können – und müssen – sie sich wirklich beweisen und zeigen, wie sie ihr Portfolio und die Anlegergelder durch die Krise navigieren.