Private Equity gegen ökonomische Pandemie-Krise
Managing Partner Proventis Partners in München
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8. April 2020
1. Welche Branchen sind von der aktuellen Krise vorwiegend betroffen?
Laut den Private Equity-Investoren zählen zu den am härtesten betroffenen Branchen der Fahrzeugbau und ‑zubehör, Maschinen- und Anlagenbau, Transport, Logistik und Touristik sowie Textil und Bekleidung. Die Branchen, die am meisten von der Corona-Pandemie profitieren, sind nach Ansicht der befragten Private Equity-Unternehmen die Pharmaindustrie, die Bereiche Nahrungs- und Genussmittel, Telekommunikation sowie Handel und E‑Commerce.
Private Equity-Investoren verfügen über tiefe Taschen und einen langen Atem. Allein in 2019 wurden in Deutschland über 5 Milliarden Euro frisches Kapital von Fonds eingeworben (knapp 100 Milliarden Euro in Gesamteuropa), dazu kommen noch die Mittel einer Vielzahl von Family Offices. Das weltweite „Dry Powder“ von PE Fonds beträgt über 2 Billionen USD. Damit können umsichtige, langfristig denkende Private Equity-Investoren einen wesentlichen Wertbeitrag zur Stabilisierung der Wirtschaft in dieser Lage leisten. Um so mehr freut es mich, dass über die Hälfte der von uns befragten Fonds weiterhin aktiv investieren wollen.
2. Wie lauten die Ergebnisse Ihrer Studie in der Zusammenfassung?
Über 85% der Befragten rechnen mit einem BIP-Rückgang in Folge der Pandemie, 72% prognostizieren sogar einen Konjunkturrückgang von mehr als 1,0%.
70% der Teilnehmer sehen starke Auswirkungen auf laufende M&A‑Prozesse. Gleichzeitig rechnen immerhin 65% der Teilnehmer, dass es nur einen kurzfristigen Rückgang von M&A‑Transaktionen geben wird.
Beim Investitionsverhalten spaltet sich der Markt in zwei Lager: 50% wollen die Chance nutzen und investieren. Die andere Hälfte will die Transaktionen vorerst zurückstellen. Als Reaktion auf das neue Marktumfeld wollen 60% der Investoren ihre Vertragsmechanismen (Kaufpreisfindung, Working-Capital, etc.) variabilisieren. Die Mehrheit der Teilnehmer will sowohl vorerst konjunkturell gefährdete Branchen meiden als auch auf die Supply-Chain-Sicherheit bei Neu-Engagements achten. Eine schärfere Prüfung der Supply-Chain-Sicherheit wollen vor allem Investoren mit mittelgroßen Fonds vornehmen. Weitere Auswirkungen auf die Investmentpolitik, welche von den Befragungsteilnehmern genannt wurden, sind verminderte Verfügbarkeit von Fremdkapital in der Akquisitionsfinanzierung, ze
3. Wie lautet Ihre Prognose für die nächsten 12 – 24 Monate?
Unser Fazit: mindestens die Hälfte der in der DACH-Region tätigen Investoren sehen die Chance in der Krise und werden weiterhin kräftig investieren. – Die Ergebnisse zeigen auch, wie unterschiedlich die Fonds mit der momentanen Ausgangslage umzugehen scheinen. Für einzelne Fonds wird es sicherlich gute Chance beim Dealflow geben. Darüber hinaus dürfte sich die Gelegenheit bieten, auch einmal wieder die nützliche Rolle von Private Equity in der breiteren Öffentlichkeit in Erinnerung zu rufen.
Über das Institute for Mergers, Acquisitions and Alliances (IMAA)
Das Institute for Mergers, Acquisitions and Alliances (IMAA) ist ein gemeinnütziger Think Tank für Fusionen und Übernahmen, der Forschung betreibt und Bildungszertifikat-Programme, Workshops, Ressourcen und Expertenwissen im Bereich M&A anbietet. Das 2004 gegründete Institut besteht aus Dozenten und Trainern aus der ganzen Welt, die zur Forschung, zu den Ressourceninhalten und Programmen beitragen. Als führende akademische Institution für M&A und weltweit tätiges Institut bieten die Programme eine Fülle von Erfahrungen und Know-how und sind das weltweit umfangreichste Bildungsangebot. Die M&A‑Zertifikatsprogramme sind die einzigen international breit anerkannten Ausbildungsprogramme, und ihre Inhalte sind sowohl für Industrieländer als auch für Schwellenländer relevant. Die IMAA-Teilnehmer und Institutsmitglieder repräsentieren über 70 Länder, darunter Studenten und junge Berufstätige bis hin zu Führungskräften auf Vorstandsebene und Regierungsbeamten.
Über Proventis Partners
Proventis Partners ist eine partnergeführte M&A‑Beratung, deren Auftraggeber mehrheitlich Konzerne, mittelständische Familienunternehmen sowie Private Equity Fonds sind. Mit 30 M&A Beratern gehört Proventis Partners zu den größten unabhängigen M&A Beratungen in der DACH-Region, mit Standorten in Hamburg, Köln, München und Zürich. Die Branchen-Schwerpunkte der Partner umfassen Industrials, Business Services, Consumer & Retail, TMT, Healthcare sowie Energy, in denen die Partner auf in Summe über 300 erfolgreich abgeschlossener Transaktionen mit einem kumulierten Transaktionswert von 10 Milliarden Euro zurückschauen.