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Trends in der PE-Finanzierung – Covenants werden wieder leichter
Die Finanzierung von Private Equity-Transaktionen wird zunehmend progressiver. Bei extrem niedrigem Zinsniveau sehen wir derzeit Leverages, die deutlich über 50 % hinausgehen. In manchen Fällen werden sogar 70 % und darüber erreicht. Die Debt Capacity (Schuldentragfähigkeit) der Unternehmen hat durch die niedrigen Zinsen stark zugenommen – wodurch bei guten Assets die Bereitschaft der Banken gestiegen ist, viel Fremdkapital auszureichen. Auch die Covenants werden zunehmend ‘leichter’. Die Konkurrenz auf Bankenseite scheint erheblich zugenommen zu haben.
Ob die Unternehmensbewertungen im Einzelfall zu hoch sind, hängt sicherlich vom jeweiligen Asset ab. Als Ergebnis der hohen Leverages und niedrigen Zinsen, haben die Preise im deutschen Markt jedoch erheblich angezogen. Dies, kombiniert mit der Tatsache, dass wenig Primarys und gute Assets verfügbar sind, hat die Preise nochmals erheblich getrieben. Die Gefahr für Private Equity-Investoren zu teuer einzukaufen, hat definitiv stark zugenommen. Diese Markttendenz setzt sich zwischenzeitlich auch in anderen europäischen Staaten wie z.B. England durch, deren Konjunktur ja zeitlich verzögert wieder ansprang und die nun nachziehen. Als Resultat dessen nehmen auch dort die Abbruchraten stark zu. In Frankreich und Italien ist die Situation bereits seit längerem mit Deutschland vergleichbar.
Es gibt tatsächlich schon viele Marktteilnehmer, die von einer Finanzierungsblase sprechen. Diese betrifft allerdings nicht nur die Bankenseite, sondern sicherlich auch die Equity-Seite bei Private Equity-Transaktionen. Es ist derzeit im erheblichen Maße Liquidität im europäischen als auch im deutschen Markt vorhanden. Auch haben sich viele zusätzliche Private Equity-Fonds im Rahmen von Spin-Offs gegründet. Der Konkurrenzdruck ist daher erheblich größer geworden. Solange die Unternehmen aufgrund des guten konjunkturellen Umfeldes stabile Erträge erwirtschaften, dürfte dies kein Problem darstellen. Ein Abflachen der Konjunktur und damit der Ergebnissituation hoch verschuldeter Unternehmen könnte jedoch schnell zu erheblichen Ausfällen führen. Insoweit ist die Situation mit der vor Lehman durchaus vergleichbar. Investoren fürchten den sogenannten „Winner’s Curse“.
Über Norton Rose Fulbright LLP
An unseren Standorten in Frankfurt, Hamburg und München beraten wir nationale und internationale Unternehmen, Kreditinstitute und Private Equity-Häuser sowie den Mittelstand in allen relevanten Rechtsgebieten. Wir unterstützen Mandanten aus der ganzen Welt bei ihren Geschäftsaktivitäten in Deutschland und in Europa. Mit 150 Rechtsanwälten in Deutschland verbinden wir die internationale Stärke der Kanzlei mit fundierten Kenntnissen des hiesigen Rechtsmarkts und begleiten unsere Mandanten bei inländischen als auch grenzüberschreitenden Transaktionen, Projekten und streitigen Auseinandersetzungen.
Über Holger Scheer
Holger Scheer ist Partner im Bereich Corporate in Frankfurt. Er ist auf Private Equity und Venture Capital Transaktionen sowie auf strategische und institutionelle Joint Ventures spezialisiert. Bei nationalen und internationalen Transaktionen berät Holger Scheer primär anglo-amerikanische strategische und institutionelle Investoren. Seine Erfahrung geht auf mehr als 130 Transaktionen besonders in Leveraged Buy-Outs, Venture- und Wachstumsfinanzierungen, Joint Ventures und Restrukturierungen in einer Vielzahl von Industriebereichen zurück. Seine Mandanten sind große Private Equity Unternehmen, Venture-Fonds, Investment-Banken und Unternehmen aus verschiedenen Industriesektoren. Eine besondere Sektorenexpertise besteht im Bereich von Technologieunternehmen, e‑Commerce und Digital Entertainment.