Unternehmer investieren in KMUs und stabile Makrotrends
Winterberg Group AG in Zug und der Winterberg Advisory GmbH in Grünwald bei München
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15. Februar 2023
1. Wie kam es, daß Sie in zwei so unterschiedliche Investmentklassen aktiv geworden sind? Wo liegt der Fokus der Winterberg Group? Spüren Sie auch die Auswirkungen des vergangenen Jahres?
Die vier Gründer der Winterberg Group kommen alle aus großen Unternehmensberatungen wie BCG, Bain und Kearney. Wir haben zusammen zuerst eine eigene Beratung gegründet, die heute in etwa 80 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten hat.
Wir wollten allerdings immer schon nicht nur als Coach an der Seitenlinie stehen und haben deshalb parallel angefangen, direkt und indirekt in Unternehmen zu investieren. Irgendwann wurde unser Investitionsgeschäft so groß, dass wir ein eigenes Family Office, die Winterberg Group AG, betreiben konnten. Wir verstehen uns als aktive Investoren und Mitunternehmer, die durch eigene Erfahrung und mit unserer Beratungsmannschaft unsere Portfoliounternehmen in hohem Maße schlagkräftig unterstützen können. Dies gilt für Startups, reife KMUs in Nachfolgesituationen und auch für viele weitere besondere Situationen im Lebenszyklus eines Unternehmens – übrigens sowohl in guten wie auch in schlechten Zeiten! Der Alltag eines Unternehmens ist nämlich meist nicht rosarot, und große Wertzuwächse werden oft durch Meistern großer Herausforderungen erzielt! Buy and Build mit KMUs in Nachfolge-Situationen macht dabei den weitaus größten Teil unserer Aktivitäten aus.
Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir kurz vor den beiden „Schwarzen Schwänen“ der letzten 3 Jahre mehr oder weniger unser gesamtes Portfolio umschichten konnten und früh auf Themen gesetzt haben, die nun in aller Munde sind, wie zum Beispiel Medizintechnik, Kreislaufwirtschaft oder Prüfservices. Aber natürlich spüren auch wir die Auswirkungen der riesigen und leider auch schrecklichen Veränderungen, die unsere Welt in den letzten Jahren erleben musste; mitunter bis hin zu herzzerreißenden, persönlichen Schicksalen in unserem Team. Aber egal ob Portfolio oder Team — wir bezwingen jeden Sturm gemeinsam. Und nach jedem Sturm scheint immer auch wieder – oft überraschend schnell und unerwartet hell – die Sonne.
2. Sie legen jedes Jahr mindestens einen ca. Euro 15–30 Mio. großen Fonds auf, mit dem Sie themenspezifisch in Unternehmen investieren. Warum haben Sie diesen Ansatz gewählt?
Durch diese kleineren Fonds nehmen wir selektiv LPs direkt in einzelne Buy and Build Themen mit hinein. Wir haben uns damit bewusst für einen ungewöhnlicheren, „hybriden“ Ansatz zwischen den branchenüblichen Modellen „Deal-by-deal“ bzw. „Euro 100+ Mio. blind pool“ entschieden: Einerseits möchten wir jeweils die komplette Buy and Build Strategie finanziert haben, andererseits sehen wir absolute Größe nicht unbedingt als Vorteil. Durch unseren außergewöhnlich hohen Eigenanteil in den Fonds können wir uns auf kleine Targets konzentrieren und bei erfolgreichem Buy and Build neben Wachstumseffekten auch maximale Multiple-Arbitrage realisieren.
Nach Ablauf der Fondslaufzeit haben wir idealerweise eine Gruppe mit Euro 5–10 Mio EBIT aus 3–10 Einzelunternehmen gebaut, mit professionellen Strukturen und einem starken Management-Team, die dann sowohl für Strategen als auch für größere Finanzinvestoren attraktiv ist.
3. Wie stehen Sie zu Impact Investing?
Wir sind sicher keine klassischen Impact Investoren, und wir sehen viele Entwicklungen in dieser Richtung durchaus kritisch, vor allem wenn allenfalls nur „Greenwashing“ betrieben wird.
Allerdings setzen wir immer ausnahmslose auf starke, beständige Makrotrends. Viele der Top-Makrotrends korrelieren heutzutage mit Themen aus dem Impact Investing. Genau hier schließt sich für uns der Kreis: Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass die absolut notwendigen Veränderungen hin zu nachhaltigem Wirtschaften nur erreicht werden können, wenn diese Lösungen wirtschaftlich auch funktionieren! Vor allem das Rückrad der deutschen Wirtschaft, die über 2,5 Mio. KMUs, die deutlich mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer beschäftigen, und die weder verrückte Risikokapitalgeber, noch unbegrenzte Möglichkeiten an den Finanzmärkten haben, können Sie nur mobilisieren, wenn sich das für diese KMUs rechnet! Aber wenn das der Fall ist, können Sie gewaltige Veränderungen erzielen – und über den Export von Technologie schließlich auch weltweit Wertschöpfungsketten beeinflussen.
Wir sind also durchaus davon überzeugt, dass wir die Welt ein wenig besser machen, wenn wir eine Gruppe von Maschinenbauern im Bereich der Kreislaufwirtschaft aufbauen, aus Unternehmen die die Nachfolge ihres Gründers/ Gesellschafters/ Geschäftsführers (in einer Person) ohne uns nicht geschafft hätten. Aber als Impact Investoren würden wir uns wie schon erwähnt trotzdem nicht bezeichnen.
Über Fabian Kröher
Fabian Kröher ist Executive Director und Co-Gründer bei der Winterberg Group AG. Er hat 10 Jahre als Berater bei Boston Consulting im Bereich Industrial Goods gearbeitet, bevor er sich als Co-Gründer einer Unternehmensberatung und eines Startups selbstständig gemacht hat. Das Startup, die Minerals Value Service GmbH hat er 2015 an ein großes amerikanisches Medienhaus verkauft, die Beratung Singular Group befindet sich nach wie vor im Portfolio der Winterberg Group AG. Dem ersten Startup sollten viele weitere Investments folgen, so dass Winterberg bis zum heutigen Tag kumuliert ca. Euro 200 Mio. assets gemanaged hat.