Worauf vorausblickende Unternehmer in der Krise achten
Als die Corona-Krise im März 2020 an Fahrt aufgenommen hat, kamen natürlich direkt Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 zurück. Beides geschah sehr plötzlich und hatte einen nachhaltigen weltwirtschaftlichen Einbruch zur Folge, in dessen Verlauf viele Unternehmen Insolvenz anmelden musste. Die Erfahrungen der Finanzkrise haben den deutschen Mittelstand meiner Meinung nach sehr geprägt. Es war die erste Situation, in der auch jüngere Unternehmer realisieren mussten, dass ihr gesamtes Vermögen im Unternehmen steckt und dass sie ohne Absicherung oder Diversifikation sehr schnell alles verlieren können. Aus diesem Grund bekommen wir von der Corporate Finance Mittelstandsberatung GmbH (CF-MB) mittlerweile vermehrt Anfragen von Eigentümern mittelständischer Unternehmen, die nach Wegen suchen einen Teil ihres Vermögens sprichwörtlich hinter die „Brandschutzmauer“ zu bringen.
Hier bietet sich natürlich ein Anteilsverkauf an, um das Risiko auch mehrere Schultern zu verteilen. Auch die ältere Unternehmergeneration hat die Finanzkrise jedoch nicht vergessen. Wir erleben in Gesprächen zur Unternehmensnachfolge, dass einige Unternehmer im Alter 55+ effektiv nicht mehr die Lust und Kraft haben, eine weitere Krise abzuwehren und die Übergabe an die jüngere Generation daher bereits verfrüht einleiten wollen. In jedem dieser Fälle ist es aus Sicht eines M&A‑Beraters entscheidend, wie es dem Unternehmen vor der Krise ging. Lassen sich die Umsatzeinbrüche klar auf die Corona-Krise zurückführen, können bei einem (Teil)-Verkauf auch höhere Bewertungen realisiert werden. Schwierig wird es hingegen für Unternehmen, die bereits in den Vorjahren mit Problemen zu kämpfen hatte. Damit Mittelständler in einer solchen Ausgangslage noch einen fairen Preis für das eigene Lebenswerk erhalten, wird viel Erfahrung und Verhandlungsgeschick benötigt. Eine professionelle Unterstützung durch einen M&A‑Berater ist daher unerlässlich. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Auch wenn sich Parallelen zur Finanzkrise ziehen lassen und die Auswirkungen von damals eindeutig Spuren hinterlassen haben, so ist die Corona-Pandemie doch die größte Krise, die ich in meiner dreißigjährigen Tätigkeit im Corporate Finance/ M&A erlebt habe.
Sobald ein Unternehmen in einen Liquiditätsengpass gerät oder dieser absehbar ist, sollte ein professionelle Bestandsausnahme der IST-Situation gemacht werden. Im Rahmen dieser Analyse sollten insbesondere folgende Fragen beantwortet werden: Wie lange reicht das Geld (unter Anwendung verschiedener Zukunftsszenarien) noch aus? Wo verlieren wir Geld und sind diese Geschäftsbereiche/ Produktbereiche betriebsnotwendig? Gibt es alternative Ertragsquellen, die kurzfristig erschlossen werden können? Welche Optionen der Kapitalbeschaffung stehen zur Verfügung? Abhängig von der individuellen Situation können dann konkrete Handlungsempfehlungen aus den jeweiligen Antworten abgeleitet werden. Momentan beobachten wir, dass besonders die Frage nach den Kapitalbeschaffungsoptionen vielen Unternehmern Kopfzerbrechen bereitet.
Während in früheren Zeiten Liquiditätsengpässe zumeist unkompliziert durch einen Gang zur Hausbank abgefedert werden konnten, verhalten sich Kreditinstitute mittlerweile zunehmend restriktiver bei der Fremdkapitalvergabe. Auch wenn keine zusätzlichen Finanzmittel bereitgestellt werden können, sollten Unternehmer dennoch das Gespräch mit ihrem Bankberater suchen und prüfen lassen, ob sie für die Beantragung von Corona-Hilfsmitteln berechtigt sind. Bei der CF-MB schauen wir mit unseren Mandaten zudem, inwiefern es die Möglichkeit einer Innenfinanzierung (etwa durch Factoring oder Asset Based Finance) gibt. Dies sind attraktive Optionen, um die eigene Liquiditätssituation kurzfristig zu verbessern. Eine weitere (und vielleicht die wichtigste) Empfehlung von unserer Seite lautet: Prüfen Sie die Option der (Minderheits)-Beteiligung eines Eigenkapitalinvestors an Ihrem Unternehmen. Hierin sehen wir langfristig die beste Möglichkeit einer Rettung des Unternehmens und des privaten Vermögens.
Bei einer Eigenkapitalbeteiligung bringt ein externer Investor Kapitaleinlagen oder Sacheinlagen in das Unternehmen ein und wird im Gegenzug an diesem beteiligt. Es wird folglich deutlich, dass es sich hierbei um eine langfristig angesetzte Maßnahme handelt. Ein gezielt ausgesuchter Eigenkapitalinvestor kann durch sein Know-how, seine Reputation, sein eigenes Netzwerk und seine operativen Erfahrungswerte einen Mehrwert bringen, der weit über die reine Schließung des Liquiditätslücke hinaus geht.
Ich hatte es bereits angedeutet: Zahlreichen Unternehmen ging es bereits vor der Corona-Krise nicht gut. Die Situation hat die bestehenden Probleme nur offengelegt und verschlimmert. Daher kann es nur von Vorteil sein einen zusätzlichen Partner an Bord zu holen, der an den Erfolg des Unternehmens glaubt und hierzu beitragen möchte. Jedoch können auch Unternehmen, die vor der Krise erfolgreich waren, von der Aufnahme eines Eigenkapitalinvestors profitieren. Durch den Verkauf von Unternehmensanteilen kann der bestehende Gesellschafterkreis einen Teil seines Vermögens umschichten und somit sicher hinter die angesprochene Brandschutzmauer bringen.