Stärkere Verbreitung von Crowdinvesting
Seit mittlerweile gut 10 Jahren beobachte ich während meiner Zeit als Trendforscher beim Frankfurter Zukunftsinstitut die ersten Ausprägungen des Phänomens Crowdfunding. Tribe wanted (= Off-grid community tourism experiences) sammelte 2006 online Geld von 5000 Menschen für die Pacht einer Südseeinsel ein. Seither hat sich das Grundprinzip über Länder- und Branchengrenzen hinweg weiterentwickelt und zu einem eingesammelten Gesamtvolumen von über 30 Milliarden Dollar im letzten Jahr geführt.
Die global schnellste, weil unter regulatorischen Gesichtspunkten einfachste Verbreitung fanden bisher alle Modelle, bei denen die Crowd (Investoren) für ihren finanziellen Beitrag ledig Sach- oder virtuelle Leistungen (sogenannte Rewards) erhielt. Über die US-Plattform Kickstarter wurden seit Gründung inzwischen rund 100.000 Projekte mit über 2 Milliarden Dollar unterstützt. Weltweit, auch in Deutschland haben sich unterschiedlichste Investment-Modelle etabliert, bei denen die Crowd je nach Rechtsrahmen echte oder virtuelle Beteiligungen an Unternehmen bzw. Zinszahlungen erhält. Neben der klassischen Startup-Finanzierung gibt es inzwischen ein buntes Angebot von der Finanzierung von Patent-Anmeldungen, Bildungskarrieren und Immobilien bis hin zu Energie- und Infrastrukturprojekten im kommunalen Bereich. Allen gemein ist, dass klassische Finanzintermediäre wie Banken und Venture Capital Fonds keine oder nur eine untergeordnete Rolle in den Modellen spielen und durch komplett digitalisierte Prozesse vom „kleinen Mann von der Straße“ ersetzt werden. Die große, meist Social Media-gestütze Öffentlichkeit, die jedes Projekt begleitet, bringt zusätzliche kommunikative Vorteile bei der Gewinnung von Kunden und der Involvierung von anderen Stakeholdern für die Projektinhaber mit sich.
Beim Crowdinvesting geht es den meisten Investoren und Unterstützern um mehr als eine rein finanzielle Beteiligung. Dementsprechend gilt es auch die Geschichte hinter den Projekten zu erzählen, die Beteiligten vorzustellen und die Crowd hinter einer gemeinsamen Vision zu vereinen. Hohe Kommunikationsbereitschaft und lupenreine Transparenz sind also zwei der wichtigsten Erfolgsfaktoren jeder Kampagne. Je nach Plattform sind Projekte im Investmentbereich ab ca. 50.000 € möglich, meist werden aber eher Größenordnungen von 200.000–500.000 € benötigt.
Vor der Regulierung des Marktes lag der Rekordwert eines Einzelprojektes in Deutschland bei 7,5 Mio. Euro. Die neue gesetzliche Obergrenze, die durch das sogenannte Kleinanlegerschutzgesetz festgelegt ist, liegt derzeit bei 2,5 Mio. Euro, die von einem Emittenten bis zur vollständigen Rückzahlung des Kapitals maximal eingesammelt werden kann.
Größtes Projekt in Deutschland: Hotel Weissenhaus sammelte € 7,5 Mio.
Kuriosestes Projekt International: 55492 $ für Kartoffelsalat (Privatperson)
Schnellste Projekt bei bettervest: 107.700 € in 4 Tagen für Mobile Solarkraftwerke Afrika GmbH & Co. KG
Satire-Projekt: der Kinofilm Stromberg wurde von über 3000 Mensch mit € 1 Mio. Ausgestattet; die Investoren sind an den Einspielergebnissen des Film beteiligt worden.
2020 wird Crowdfunding ein völlig etabliertes Finanzinstrument sein, dass bei der Finanzierung von Projekten aller Art als Alternative oder Ergänzung zur Hausbank und anderen klassischen Geldgebern zum Einsatz kommt. Neben einigen großen Anbieter, die einen Großteil des investierten Gesamtvolumens in den verschiedenen Investment-Kategorien auf sich vereinen werden, wird es einen gehörigen „Longtail“ von Nischen- und Regionalplattformen geben, die sich durch Ihre Zielgruppen- und Themenspezialisierung auszeichnen. Innerhalb Europas wird eine harmonisierte Gesetzgebung eingeführt werden, die Fundings über Ländergrenzen hinweg leicht möglich macht und so im Prinzip über 500 Millionen Europäer angesprochen werden können.
Bettervest.com
Clever investieren. Die Welt retten.
Die erste Crowdinvesting-Plattform, auf der man in Energieeffizienzprojekte von Unternehmen, Sozialträgern, Vereinen und Kommunen investieren kann und dafür an den erzielten Einsparungen beteiligt wird.
Patrick Mijnals (35) studierte Kognitionswissenschaften und künstliche Intelligenz in den Niederlanden (Abschluss Drs./ MSc). Seit 2006 arbeitet er als Trend- und Zukunftsforscher für das Frankfurter Zukunftsinstitut, wo er sich mit Veränderungen von Lebens- und Konsum-Mustern sowie trendbasiertem Innovationsmanagement beschäftigt. Darüber hinaus ist er Gründer und Geschäftsführer von bettervest.com, der ersten Crowdfunding Plattform, über die Bürger Energie-Effizienzprojekte von Unternehmen, Vereinen und Kommunen finanzieren und dafür an den Einsparungen beteiligt werden. bettervest steht unter der Schirmherrschaft von Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, erhielt das Werkstatt N Siegel des Rats für Nachhaltige Entwicklung und ist ein ausgezeichneter “Ort im Land der Ideen“.