Investieren in eine nachhaltige Gesellschaft
VERDANE in Berlin
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2. Juni 2021
1. Was finden Sie als skandinavischer Investor in Deutschland besonders attraktiv? Und Wie setzt sich das VERDANE-Team zusammen?
Zum einen ist Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas ein sehr relevanter Markt und zum anderen sitzen hierzulande in den Kernsektoren von Verdane, nämlich Digital Consumer, Software und Sustainable Society, viele interessante Unternehmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Investoren haben wir uns bewusst in Berlin niedergelassen, da unsere Investments oft einen digitalen Aspekt haben und Berlin dafür in unseren Augen einer der interessantesten Standorte Europas ist. Unser erklärtes Ziel als Growth Investor ist es, die erste Adresse für schnell wachsende, technologiebasierte Unternehmen in Nordeuropa zu sein.
Wie unsere Portfoliounternehmen wachsen auch wir schnell. Wir beschäftigen aktuell insgesamt über 70 Mitarbeiter*innen, davon 14 in unserem Berliner Büro. Mehr als die Hälfte unserer Partner*innen haben selbst gegründet und ein Großteil unserer Investment Professionals war vorher in operativen Positionen tätig. Wir verfügen deswegen über sehr unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und Perspektiven. Was uns auszeichnet ist unser hauseigenes Team von rund 20 Experten verschiedenster operativer Bereiche, wie Marketing, Talent-Management, Operations, Nachhaltigkeit, Finance und Technologie, die unsere Portfoliounternehmen unterstützen.
2. VERDANE hat einen starken Nachhaltigkeitsfokus. Worauf konzentrieren Sie sich und woher nehmen Sie Ihre Expertise?
Unser erstes nachhaltiges Investment haben wir im Jahr 2006 getätigt. Bis heute summiert sich die Anzahl unserer Investments in Geschäftsmodelle, die den Gedanken einer nachhaltigen Gesellschaft fördern, auf rund 25. Nachhaltigkeit hat sich in der Tat zu einem der wesentlichen Aspekte unseres Investmentansatzes entwickelt und wir sind stolz darauf, was viele unserer Portfoliounternehmen bereits leisten, um ihr Handeln auf internationale Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, auszurichten. Wir arbeiten ganz bewusst und aktiv mit den jeweiligen Management-Teams, um sie auf diesem Weg zu unterstützen. Bei jedem Portfoliounternehmen haben wir das Ziel, mindestens eine konkrete Verbesserung hin zu einem nachhaltigeren Geschäft umzusetzen. Dabei betrachten wir Nachhaltigkeit aus einer wertschöpfenden Perspektive, mit dem Ziel, diese möglichst nah am Kerngeschäft der Unternehmen umzusetzen.
Wir beschäftigen einen sogenannten Sustainability Lead sowie eine Sustainability Business Developerin, die sich ausschließlich mit der Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen in unseren Portfolio-Unternehmen befassen.
Im April konnten wir Erik Osmundsen als neuen Partner begrüßen. Zuvor war er neun Jahre lang als Group CEO von Norsk Gjenvinning tätig, einem skandinavischen Unternehmen, führend in der Abfallmanagement- und Recyclingwirtschaft. Er hat das Unternehmen zum elftgrößten Norwegens entwickelt und insbesondere die Expansion in Skandinavien vorangetrieben. Wir glauben, dass Nachhaltigkeit alle Anlageklassen verändern wird — wie die Digitalisierung — und sich von einer Investment-Nische zu etwas entwickelt, das alle Wirtschaftsbereiche berührt.
3. Welche Themen stehen bei Ihnen in diesem Sektor im Vordergrund? Insbesondere in Deutschland?
Wir nutzen unsere Plattform aktiv, um erstklassige nachhaltige Geschäftsmodelle zu etablieren. Dabei fokussieren wir uns auf drei wesentliche Felder der Nachhaltigkeit: Die Energiewende, nachhaltiger Konsum und resiliente Communities.
Mit PolyTech haben wir beispielsweise in das führende Unternehmen für die Leistungsoptimierung von Windturbinen investiert, was ein überaus wichtiges Thema im Zuge der Energiewende ist. Weil Sie explizit nach Deutschland gefragt haben, möchte ich gerne momox nennen, die mit dem An- und Verkauf von gebrauchten Büchern und Bekleidung bereits einen Umsatz von über 300 Millionen Euro erzielen und somit wesentlich zu einem nachhaltigeren Konsum beitragen. Im Juli 2020 wurde der jährliche CO2-Einspareffekt von momox auf 65.000 Tonnen geschätzt, was dem Aufkommen von mehr als 10.000 Europäern entspricht.
Ende letzten Jahres haben wir uns zudem bei asgoodasnew und somit bei einem weiteren deutschen Unternehmen der Kreislaufwirtschaft engagiert. Das Unternehmen bereitet gebrauchte Konsumelektronik wieder auf und verkauft sie online. Jedes neue Smartphone verursacht schätzungsweise 80 Kilogramm an Abfall. Daher wird es höchste Zeit, dass wir anfangen über die Entwicklung eines kreislauforientierten Ansatzes für alltägliche Konsumelektronik nachzudenken. Der Erfolg von asgoodasnew zeigt, dass es für solche Lösungen eine große Nachfrage gibt. Und um Ihnen ein Beispiel für das dritte Feld zu geben, in dem wir besondere gesellschaftliche Entwicklungen unterstützen, lassen Sie mich zwei Sätze zu Lingit sagen. Lingit ist ein norwegisches Softwareunternehmen, das vor 20 Jahren von Wissenschaftlern gegründet wurde um Menschen mit Legasthenie zu unterstützen. In der Zeit, in der wir das Unternehmen begleitet haben, hat sich die Zahl der jährlich vertriebenen Lizenzen versechsfacht. Lingit hat ein herausragendes Produkt, mit dem einer großen Anzahl von Menschen mit einer Lese- und Schreibschwäche geholfen werden kann. — Wir sind überzeugt, dass wir noch in diesem Jahr weitere spannende und wertsteigernde Beteiligungen in der DACH-Region eingehen und unsere Erfolgsgeschichte als führender Investor für technologiebasierte Geschäftsmodelle in Nordeuropa fortsetzen werden.