Woran scheitert die Nachfolge in mittelständischen Unternehmen häufig?
Stabwechsel GmbH, Frankfurt am Main
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28. März 2023
1. Woran scheitert die externe Unternehmensnachfolge häufig?
Steht familienintern und auch innerhalb der Belegschaft des Unternehmens niemand bereit, das Unternehmen zu übernehmen – und das ist nach einer aktuellen KFW-Studie in über 40 % der mittelständischen Unternehmen der Fall – kommt nur ein externer Käufer in Frage. Wenn der Käufer auch der zukünftige Kopf des Unternehmens sein soll, dann sucht man nach einem MBI-Kandidaten, abgekürzt vom englischen Management-buy-in.
Echte Unternehmerpersönlichkeiten sind rar. Von einem potentiellen Nachfolger sprechen wir dann, wenn nicht nur die Führungsqualitäten, der Ausbildungsweg und die Berufserfahrung zum Unternehmen passen, sondern auch entsprechendes Eigenkapital vorhanden ist, um den Kaufpreis des Unternehmens finanzieren zu können. Kommt neben der Erfahrung und Kenntnisse in der betreffenden Branche noch das „Unternehmer-Gen“ hinzu, dann sprechen wir bei Stabwechsel von einem „Match“. Diesen passenden Kandidaten zu finden ist schwierig – ¾ aller Unternehmensverkäufer sehen darin die größte Hürde und nicht bei der Kaufpreisfindung! Zum einen gibt es immer weniger Kandidaten die bereit sind die Risiken und Strapazen der Selbstständigkeit auf sich zu nehmen, zum anderen muss man den passenden Kaufinteressenten irgendwie kennenlernen, und zwar ohne die gebotene Vertraulichkeit im Verkaufsprozess zu gefährden.
2. Wie findet man den passenden Nachfolger?
Genau vor der Frage stand der Gründer von Stabwechsel, Ralf Baumeister, vor rund 12 Jahren ebenfalls. Es gab Börsen, Listen und Veröffentlichungen der zum Verkauf stehenden Unternehmen aber kaum Quellen für „überprüfte“ und somit ernstzunehmende MBI-Kandidaten. Stabwechsel hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau diese Lücke zu schließen. Bei derzeit über 700 handverlesenen Kandidaten in unserer Datenbank findet man hier für nahezu jedes Verkaufsangebot eine gute Anzahl geeigneter und interessierter Käufer-Kandidaten. Da der Unternehmer in der Regel nicht bekannt geben möchte, dass er verkaufen will, ist er auf eine anonyme Suche angewiesen und wünscht im Prozess des Kennenlernens gleichermaßen möglichst hohe Transparenz. Gleiches gilt oft für Kaufinteressenten, insbesondere, wenn diese noch eine Führungsposition als Angestellte in einem Unternehmen besetzen. Stabwechsel leistet genau das.
3. Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Nachfolger-Suche?
Die Nachfolge bleibt ein People-Business, digitale Suchprozesse können jedoch wertvolle Unterstützung geben. Als Matching-Plattform findet ein zentraler Teil des Stabwechsel-Systems online statt – also digital. Ob sich jedoch der gesamte Prozess im Nachfolgegeschäft digitalisieren lässt, stellen wir in Frage. Ein digitaler Prozess kann, auch beim Einsatz echter KI, nicht oder nur bedingt so effektiv, kreativ und aufmerksam agieren und funktionieren wie ein erfahrener M&A Berater. Letztendlich können ein Algorithmus oder KI (z.B. ChatGPT) nur mit dem Arbeiten, was auf der einen Seite als Profil angegeben und auf der anderen Seite als Gesuch definiert wird. Wird ein Aspekt unklar, unzutreffend oder gar nicht angegeben, so kann das Ergebnis nur sub-optimal ausfallen. Außerdem wird es noch lange dauern, wenn es überhaupt jemals der Fall sein wird, dass Verkäufer wie auch MBI-Kandidaten so viel Vertrauen zu einem rein digitalen System fassen, dass Sie ihre doch recht vertrauliche und oft im Leben nur einmalige Suche nach einem Nachfolger oder dem zukünftigen eigenen Unternehmen einfach so online vornehmen.
Deshalb wird bei Stabwechsel jeder MBI von einem erfahrenen M&A Berater, einem akkreditierten Stabwechsel-Coach, betreut. Jeder aus einem Match resultierende Kontaktwunsch wird also von einem Profi sensibel moderiert. So reden in der Regel zunächst zwei M&A Profis als Vertreter der Sell Side und Buy Side miteinander und klären weitere Details und Interessen, ohne die Anonymität der eigentlichen Akteure aufzuheben. Ein sehr effektives Vorgehen, das dann zu konkreten und individuellen Verhandlungen überleitet, sobald eine ausreichend gute Gesprächsgrundlage erkannt wurde.
Über Gerald Link
Gerald Link ist Geschäftsführer der Stabwechsel GmbH. Gemeinsam mit dem Gründer und Geschäftsführer Ralf Baumeister entwickelt und optimiert er die Dienstleistung für den M&A Prozess immer weiter. Seit den frühen 1990er Jahren ist er selbständig tätig und begleitete eine Vielzahl an Firmengründungen, Übernahmen sowie Unternehmensexpansionen sowohl als Geschäftsführer wie auch als Berater und Gesellschafter. Seine Kompetenzen liegen insbesondere im Bereich Kommunikation und strategische Entwicklung. Gerald ist seit den Geburtsstunden des Internets an digitaler Kommunikation und digitalen Geschäftsprozessen interessiert und hat viele Unternehmen auf ihrem Weg in die Digitalisierung und bei der Umsetzung von e‑commerce-Projekten begleitet. — gl@stabwechsel.de