Trends bei Private Equity-Fonds in Deutschland
Im Gegensatz zu einigen europäischen Ländern und den USA ist Deutschland weiterhin ein schwieriges Land für die Auflegung von Private Equity- oder Venture Capital-Fonds, und dass, obwohl die Anlageklasse gerade für institutionelle Investoren als Alternative zu den klassischen Anlagen in Aktien und Staatspapiere zunehmend an Attraktivität gewonnen hat.
Zwar können am Markt bewährte Fondsmanager, wie z.B. die Deutsche Beteiligungs AG oder Auctus im Buy-Out-Bereich oder Wellington, Creathor Venture oder Earlybird im VC-Bereich weiterhin relativ problemlos neue Fonds auflegen. Neue Marktteilnehmer (mit Ausnahme einiger Corporate-Venture-Investoren, wie z.B. SevenVentures von der ProSiebenSat.1 Group) sieht der Markt jedoch zunehmend seltener. In Spezialitätensegementen, wie z.B. Turn-Arround- oder Nachfolgeinvestments tummeln sich die üblichen Player (z.B. Orlando oder Perusa), vereinzelt aber auch neue Manager, die ihre Erfahrungen aus internationalen Private Equity-Häusern nun in neuen Strukturen umsetzen möchten.
Die Zurückhaltung deutscher Manager bei der Auflage von Fondsstrukturen liegt natürlich auch an den immer noch ungünstigen Rahmenbedingungen für Private Equity in Deutschland. Dies liegt weniger an der nunmehr erfolgten Umsetzung der AIFM-Richtlinie hierzulande (seit 22. Juli 2013 benötigen Fondsmanager entweder eine Erlaubnis oder müssen sich hierzu bei der BaFin registrieren lassen), obwohl auch hier durch die im Vorfeld seitens des deutschen Gesetzgebers zur Diskussion gestellten Entwürfe des deutschen KAGB – Stichwort: Private Equity nur noch für professionelle Investoren – erhebliche Unsicherheiten in der Branche entstanden. — Allerdings wird die künftige Regulierung von Private Equity-Fonds zu erhöhten Kosten bei der Fondsverwaltung, weiteren Compliance-Anforderungen und vor allem Einschränkungen bei der Investorensuche führen. Bezüglich letzterem hat zwar die Erweiterung des möglichen Investorenkreises auf sog. semi-professionelle Investoren (z.B. Family-Offices) geholfen, die Anforderungen an die Dokumentation der Anlageexpertise dieser Investoren sind jedoch sehr weitgehend.
Schwerwiegender stellen sich für deutsche Fondsmanager die steuerlichen Rahmenbedingungen für Private Equity Fonds dar. So gibt es im Gegensatz zu unseren europäischen Nachbarn in Deutschland immer noch kein Gesetz, welches die steuerliche Transparenz von Private Equity-Fonds gewährleistet. Dies und die weiterhin vorgesehene Umsatzsteuer auf Management-Fees tragen somit derzeit nicht unbedingt zur Wettbewerbsfähigkeit deutscher Fondsanbieter gegenüber ihren internationalen Konkurrenten bei.
Nach den aktuellen Statistiken ist für 2013 ein neues Rekordjahr im Hinblick auf Private Equity-Investitionen in Deutschland zu erwarten. Zwar liegen die Zahlen noch weit hinter denen aus den Jahren vor der Finanzkrise, zeigen jedoch eine deutliche Erholung der Anlageklasse Private Equity. Dies ist auch in der steigenden Bedeutung deutscher Investments für internationale Private Equity Fonds und sonstige ausländische Investoren begründet.
Die gute Bewältigung der Finanzkrise in Deutschland, die hervorragenden konjunkturellen Aussichten deutscher Unternehmen und die politische Stabilität führt zur Erhöhung der Anzahl ‚deutscher’ Portfolios in internationalen Fonds. Gelungene Exits von bereits investierten Fonds (z.B. der Ausstieg von Advent International beim Chemieunternehmen Oxea oder von TPG beim Armaturenhersteller Grohe) zeigen erfolgreiche Beteiligungsgeschichten auf.
Neben den wirtschaftlichen Aussichten spielt auch die erhöhte Rechtssicherheit der Transaktionen und ein relativ beherrschbares Rechtssystem in Deutschland eine Rolle. So hilft die öffentliche Zugänglichkeit hinsichtlich wichtiger Unternehmensinformationen z.B. im Handelsregister für die Due Diligence als auch die weitgehende Kodifizierung des deutschen Rechts in Gesetzesform bei der Vereinbarung und Auslegung von Verträgen. Die Manager internationaler Fonds haben zudem das regulatorische und steuerliche Umfeld für Private Equity-Fonds in Deutschland nicht zu befürchten, da die Fonds fast ausschließlich aus London oder New York gemanagt werden.
Neben Private Equity-Fonds investieren verstärkt ausländische strategische Investoren in Deutschland. Insbesondere Unternehmen aus Fernost erschließen sich hierdurch nicht nur neue Absatzmärkte vor allem jedoch Zugang zu Technologie und Innovationen. Auch dieser Trend hat für Private Equity-Fonds, die sich an deutschen Unternehmen beteiligen einen positiven Aspekt, da sich hierdurch neue Exitkanäle eröffnen.
Obwohl Private Equity in Deutschland noch keinen vergleichbar hohen Durchdringungsgrad hat wie z.B. in den angelsächsischen Ländern, haben sich die Bedingungen hierzulande für Investitionen ausländischer Fonds stark verbessert. — Waren sie vor einigen Jahren noch als Heuschrecken gebrandmarkt, ist die gesellschaftliche Akzeptanz der letzten Zeit wesentlich gestiegen.
Allerdings wird man auch weiterhin internationale Investoren eher bei großvolumigen Deals als im Mid-Market oder Small-Cap-Bereich antreffen. Dies liegt zu einen daran, dass viele dieser Investoren mangels Basis in Deutschland keinen kompletten Marktüberblick haben bzw. kleinere Investments für Fonds, welche Milliardenbeträge von Investoren einsammeln, schlicht nicht möglich sind. Auch mag der eine oder andere verkaufswillige Mittelständler zwar offen für deutsche Finanzinvestoren sein, seinem Umfeld aber noch keinen englischsprachigen Wall-Street-Investor zumuten.