Kriterien bei Sharia–konformen Private Equity Funds
Ich betreue seit etwa 10 Jahren Sharia-konforme Funds, damals haben wir in Deutschland den ersten Sharia-konformen Fonds für einen saudischen Investor strukturiert. Der Geschäftsbereich ist von etwa 2002 bis 2009 sehr gut gelaufen. Die Vehikel waren teilweise deutsche Konstruktionen, zum Teil off-shore. Ich habe vier davon betreut. Die Investments finden in Deutschland und Europa statt. Investoren waren in erster Linie Private Equity Fonds, family offices Investmentbanken aus den GCC ( Golf Council Cooperation). In der Investitionsregion Europa dürfte es vielleicht etwas mehr als zwei Dutzend solcher Fonds geben.
Fonds-Konstruktionen sind bei arabischen Investoren nicht sehr beliebt. Araber investieren viel lieber direkt, statt Geld einem fremden Fondsmanger anzuvertrauen. Das heisst, die Private Equity-Aktivitäten geschehen weniger über Fonds-Konstruktionen, sondern häufiger deal-by-deal. Es wird dann für jedes Investment fundraising betrieben.
Private Equity ist eine gute Asset-Klasse für die Sharia-Konformität im Hinblick auf den Koran, es lässt sich gut mit seinen Prinzipien verbinden. Eines der Prinzipien lautet in etwa, es muss Chancen und Risiken geben. Es gilt auch das Verbot der Zinsen, was bei der Leverage-Gestaltung eine Rolle spielt. Natürlich sind die Branchen zu beachten die verboten sind (s.o.). Das lässt sich gut einhalten. Es ist ein Geschäftsbereich, der gut läuft.
Aus Investorensicht ist ein weiterer Punkt ganz entscheidend: wenn man Investments betreibt, ist Technologie-Transfer erwünscht, um die Region wirtschaftlich voranzubringen: Bei Private Equity Fonds wird auch immer gerne ein Shariah-Board gesehen, einen zustimmungspflichtigen Beitrat, eine Art Aufsichtsrat. Alle Investments müssen das Board durchlaufen und dieses dann die „Fatwa“ (Zustimmung) erteilen. Weltweit gibt es etwa 30–50 Personen, die bei Fonds weltweit agieren, das sind Rechtsgelehrte aus dem arabischen Raum mit wirtschaftlicher Expertise. Sie sitzen auf rund 300 Boards weltweit.
Vor Ort in GCC tut sie Private Equity schwer. Es gibt nur wenige Unternehmen, in die investiert werden kann. Nachgefragt werden insbesondere Healthcare, Cleantech, etwa Wasseraufbereitung und Infrastruktur. Venture Capital ist perfekt im Hinblick auf die Sharia. Bei Buyout und Growth Capital wird die Strukturierung des Investments in die Zielgesellschaft komplexer.
Ob die Fonds-Anzahl zunehmen wird ist, schwer zu sagen. Aus meiner bisherigen Erfahrung würde ich sagen, dass die bisherigen Investments durch die Strukturkrise in der Region 2009 (z.B. der baíl out von Dubai) gelitten haben. Einige Marktteilnehmer haben sich jedoch erfolgreich etabliert und werden weiter am Markt agieren.