Commercial Due Diligence als Strategiedialog
„Die Commercial Due Diligence wird vielfach als Standardprodukt angesehen. Dieser Meinung kann ich mich nicht anschließen, weil in jeder Commercial Due Diligence andere Schwerpunkte eine Rolle spielen und genau auf das Unternehmen sowie die jeweilige Marktsituation eingegangen werden muss. Selbstverständlich müssen einige Standards eingehalten werden, insbesondere wenn Drittparteien wie Banken involviert sind. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass die Commercial Due Diligence eine hochindividuelle und komplexe Beratungsdienstleistung ist, bei der je nach Unternehmen und Marktumfeld andere Fragen im Vordergrund stehen und stehen müssen.
Dieser Individualisierungs-Trend wird sich weiter fortsetzen, weil Investoren unter hohem Erfolgsdruck stehen und Wachstumspfade der Portfoliounternehmen enger begleiten als noch vor zehn Jahren. Investoren sind heute sehr gut informiert, kennen den Status-quo und die Marktprognosen von Branchenexperten, sodass die Commercial Due Dilligence bei gezielten Fragestellungen tiefer gehen muss. Bei Homburg & Partner achten wir sehr darauf, die Commercial Due Diligence so zukunfts- und handlungsorientiert wie möglich auszuarbeiten. Meiner Meinung nach ist die Prognosefähigkeit der Commercial Due Diligence von entscheidender Bedeutung: Es müssen strategierelevante Fragen wie Wachstumskorridore, technische Substituierbarkeit oder Vertriebs- und Pricingstrategien beantwortet und nicht zuletzt Exit-Szenarien geprüft werden, um ein vollständiges Bild zu zeichnen.
Ich bin der Überzeugung, dass die Anforderungen von Investoren diesbezüglich steigen werden und die Commercial Due Diligence künftig der Charakter eines Marktstrategieprojekts zugeschrieben wird. Die Commercial Due Diligence wird somit die Basis für den Strategiedialog zwischen Portfoliounternehmen und Investor darstellen, damit ein profitabler Wachstumspfad von Anfang an erfolgreich gemeinsam beschritten werden kann.“
„Ich persönlich lege den größten Wert darauf, die gesamte Commercial Due Diligence so quantitativ und faktenbasiert wie möglich zu gestalten. Der Plausibilisierung der Umsatzlinie, der sogenannten „Top Line“ kommt dabei natürlich die höchste Bedeutung zu, weil sie essenziell für die Investitionsentscheidung ist. Dabei ist es wichtig, dass verschiedene Szenarien berücksichtigt und die Chancen und Risiken der möglichen Szenarien genau bewertet werden.
Es gibt verschiedene Methoden, eine „Top Line“ zu prognostizieren. Die Marktbetrachtung ist natürlich wichtig, darf aber meines Erachtens nicht ausschließlich zum Einsatz kommen; es müssen auch unternehmensinterne Themen z.B. wie Innovationspipeline oder Preispotenziale Berücksichtigung finden, weil solche Themen wichtige Indikationen geben, ob das Unternehmen über oder unter Markt wachsen wird. Außerdem halte ich es für besonders wichtig, einen engen Austausch mit der Financial Due Diligence sicherzustellen, damit die weiteren Modelle sauber durchgerechnet werden können.“
„Methodenwissen ist sicherlich ein wichtiger Baustein, da M&A‑Prozesse in der Regel mit hohem Tempo geführt und schnell Antworten benötigt werden. Wer da erst überlegen muss, welche Fragen gestellt werden sollten, der wird sie nicht mehr rechtzeitig beantwortet bekommen.
Für viel wichtiger erachte ich jedoch eine jeweilige Branchen- und Industriespezialisierung. Als Methodenspezialist aber Branchengeneralist können Industriespezifika nicht genügend erkannt oder hinterfragt werden, und es geht viel Zeit für die Generierung von Basiswissen verloren. Dies geht natürlich zu Lasten der schon angesprochenen entscheidenden Prognosefähigkeit. Der Commercial Due Diligence-Berater muss diesbezüglich hauptsächlich dreierlei Expertise vorweisen: Erstens Verständnis der Wertschöpfungskette des Unternehmens, um die Dynamik der vor- und nachgelagerten Stufen bewerten zu können. Zweitens das Verständnis des Geschäftsmodells, um den Wertschöpfungsansatz des Portfoliounternehmens richtig prüfen zu können. Drittens ein Industrienetzwerk, um investitionsrelevante Fragen schnell und zuverlässig beantworten zu können.
In proprietären Prozessen halte ich darüber hinaus einen guten Auftritt für essenziell. Gerade klein- und mittelständische Unternehmen sind es nicht unbedingt gewöhnt, dass Heerscharen von Anwälten und Beratern mit Datenanforderungslisten und detaillierten Fragen anrücken. Die Wirkung eines leisen, sensiblen und dennoch professionellen Auftritts wird meines Erachtens unterschätzt, obwohl damit viel Vertrauen und auch Motivation in ein Unternehmen hineingetragen werden kann.“
Über Alexander Lüring
Diplom-Volkswirt Alexander Lüring ist seit über zehn Jahren bei Homburg & Partner und leitet als Partner das Kompetenzzentrum Private Equity. Alexander Lüring vertritt die Philosophie, dass alle strategischen Themen und Projekte umsetzbar und operationalisierbar sein müssen: Er versteht und spricht die Sprache des Vertriebs. Mit dieser Fähigkeit hat der gebürtige Ostwestfale über 120 Beratungsprojekte begleitet; seine Beratungsschwerpunkte sind neben der Commercial Due Diligence und Markt- und Wachstumsstrategien insbesondere Sales und Pricing Power. Neben Finanzinvestoren und Private Equity Gesellschaften berät Herr Lüring regelmäßig DAX- und MDAX ‑Unternehmen sowie viele mittelständische Unternehmen. Neben seiner Beratertätigkeit publiziert Alexander Lüring regelmäßig in Zeitschriften und Büchern zu seinen Kernkompetenzen.
Über Homburg & Partner
Seit der Gründung 1997 ist Homburg & Partner eine Strategieberatung mit dem Fokus auf Wachstumsthemen (Marktstrategien, Vertrieb & Pricing). Mit dem Kompetenzzentrum Private Equity berät die international tätige Managementberatung insbesondere Small- und Mid-Cap Private Equity Gesellschaften entlang des gesamten Transaktionsprozesses. H&P verfügt darüber hinaus über eine hohe Branchenexpertise in den forcierten Kernindustrien Automotive, Bau-/Baustoffe, Chemie, Konsumgüter, Pharma & Gesundheitswesen sowie Maschinen- und Anlagenbau. Allein in den letzten drei Jahren hat Homburg & Partner über 20 Transaktionen erfolgreich begleitet. Das Hauptprodukt ist dabei die Red Flag / Commercial Due Diligence, die basierend auf der entsprechend Branchen- und Transaktionserfahrung hypothesengestützt maßgeschneidert und modular zusammengestellt wird. Während des 100-Tage-Plans und der Beteiligungsphase berät die in Mannheim ansässige Managementberatung Portfoliounternehmen bei sämtlichen wachstumsbezogenen Fragestellungen. Die Vendor Due Diligence rundet das Leistungsportfolio im Bereich Private Equity schließlich ab.