Private Equity Trends 2020: Deutschland steht hoch im Kurs
PwC
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25. Februar 2020
1. Wie sehen Sie die Entwicklung für Deutschland auf dem Private Equity-Sektor?
Der europäische Private Equity-(PE)-Markt blieb 2019 auf sehr hohem Niveau:
Im vergangenen Jahr fanden in Europa insgesamt 2.515 Transaktionen mit PE-Beteiligung statt — 16 Prozent mehr als 2018. Finanzinvestoren beteiligten sich mit insgesamt 260 Milliarden Euro am Kauf und Verkauf von Unternehmen. Das Deal-Volumen war damit nur leicht geringer als im Rekordjahr 2018; damals waren es 262,1 Milliarden Euro. Dies sind einige der Kernergebnisse unseres “Private Equity Trend Report 2020”. Für die Studie hat PwC 250 europäische PE-Investoren zu den wichtigsten Branchentrends befragt.
Resumee: Buyouts in Volumen und Anzahl gestiegen, Exits weiter auf schwachem Niveau.
Insbesondere die Zahl der Unternehmenskäufe (“Buyouts”) ist 2019 gestiegen. Das Transaktionsvolumen wuchs dabei um 26 Prozent auf insgesamt 1.973 Deals, der Wert stieg um 15 Prozent auf insgesamt 200,7 Milliarden Euro. Das liegt vor allem an dem hohen Niveau der Mega-Deals im Wert von mehr als einer Milliarde Euro und an der steigenden Anzahl von Deals mit einem Transaktionswert zwischen EUR 500 Mio. und EUR 1 Mrd. 2019 fanden insgesamt 81 solcher Transaktionen statt.
2. Es wurden zahlreiche neue PE-Fonds eingesammelt, es gibt viel ‚Dry Powder’. Wo liegen jetzt die größten Herausforderungen für PE-Häuser?
Eine der größten Herausforderungen sehen die befragten Finanzinvestoren im zunehmenden Wettbewerb um geeignete Investitionsziele. Zwei Drittel (66 Prozent) meinten, der Wettbewerb zwischen den europäischen PE-Häusern habe 2019 zugenommen. Schätzungen belaufen sich auf 2,3 Billionen Euro derzeit nicht-investiertes Kapital. Der stetig steigende Wettbewerb und die damit einhergehenden Bewertungen sollten normalerweise zu geringeren Renditen führen. Gleichzeitig ist aber die Zahl der Investmentziele nicht gestiegen. – Daher müssen PE-Häuser verstärkt operativ die Ärmel hochkrempeln und deren Unternehmen mit Hilfe von operativen Verbesserungen, aber auch mit Einsatz von Digitalisierungstools für innovative Verkaufskanäle und Geschäftsbereiche, die Wertgenerierung über die Haltedauer hinweg steigern. Das bedeutet ein aktives Management ihrer Portfolio-Unternehmen. Nur so können die exzellenten Renditen, die GPs an deren LPs weitergeben, gehalten werden.
3. Wie wird Deutschland hinsichtlich künftiger PE-Investments im Vergleich zu anderen Ländern bewertet?
Der deutsche PE-Markt ist, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, deutlich größer als etwa Großbritannien und Frankreich. Nichtdestotrotz, ist der deutsche Markt, gemessen an der Anzahl der PE Deals — kleiner.
80 Prozent der befragten europäischen Finanzinvestoren beurteilen Deutschland hinsichtlich PE-Investments mit “gut”, 38 Prozent davon sogar mit “sehr gut”. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) von ihnen hat in der Vergangenheit bereits in deutsche Unternehmen investiert, und beinahe alle Befragte (99 Prozent) planen, dies in den kommenden fünf Jahren zu tun. Deutschland steht bei den PE-Investoren derzeit hoch im Kurs! Insbesondere der deutsche Mittelstand war in der Vergangenheit eher zögerlich beim Thema Private Equity.
Diese Haltung ändert sich allmählich, sodass sich viele Investoren gute Chancen auf langfristige Investments in Unternehmen mit sehr hoher Branchenexpertise ausrechen. Das Potential des deutschen Markts ist enorm und noch kaum ausgeschöpft.